2009/06/21

No shortcuts to the top

Hier noch Fotos der Denali-Besteigung, von Ende Mai und der Bericht.
Wie ungefähr 1.000 anderer Bergsteiger hatte ich mir am Anfang des Jahres ein Permit für den höchsten Berg Nordamerikas ausstellen lassen. Insgesamt waren wir in einer Gruppe von 14 Leuten unterwegs, wobei wir der Übersicht halber in mehreren "Expeditionen" registriert waren. Wir (Paul, Eberhard, Alex und ich) bildeten die "Germany's Westend Expedition". Wir kooperierten am Berg mit den Jungs von "Werk4", "Wiener Glück und den "Wilden Kerlen". Allerdings agierten Alex und ich bald zu zweit, um schneller zu sein, unter dem Namen "Die Durstigen". Unseren neuen Namen verdienten wir uns an den beiden ersten Abenden in Anchorage.




"Die Durstigen" machten aber nicht nur am Tresen eine gute Figur. Zielstrebig und schnell arbeiteten wir unsere Bergetappen ab. Notfalls auch bei schlechtem Wetter. Auch ein Name wie "Die Schnellen" wäre erlaubt oder wegen unseres minimalen Gewichtes (kurzerhand vergruben wir in Lager 3 ein Großteil unseres Gepäckes): "Die Ultraleichten". Wir brauchten wirklich nicht viel und sind oft mit einer täglichen Mahlzeit ausgekommen. Am Morgen des Gipfeltages reichten uns je zwei Schokokekse und eine Tasse Tee für 1.000 Höhenmeter.




Wir hatten ziemliches Glück: der Berg hat sich nicht ernsthaft gewehrt. Zwei härtere Sturmtage fielen zufällig mit unseren geplanten Ruhetagen zusammen. Und als wir gipfelbereit waren öffnete sich das Wetterfenster für zwei Tage.
Naja - an unserem Tag war es kein komplettes Traumwetter (-35 Grad, oben: dichter Schneefall und keine Sicht), aber man konnte gehen. Andere mussten am Denali wochenlang warten.




Wir schätzten unsere Fähigkeiten realistisch ein und wählten von Anfang an, wie fast Alle die Normalroute ("Washburn Route") über den West Buttress. Es gibt sonst noch einiges an Abkürzungen um auf den Gipfel zu kommen. Diesen Routen, mit klangvollen Namen, wie "Messner Couloir", "Czech Direct", "Orient Express", führen fast senkrechte Eiswände hinauf und durch lawinengefährdete Querungen. Ab und zu konnte man dort Bergsteiger beim Klettern beobachten. Aber auch ein Aufklärungsflugzeug und ein Helikopter, tagelang auf der Suche nach Vermissten. (erfolglos)




Was der Berg nicht verhinderte, hätte ich durch mein Ungeschick vielleicht schaffen können. Hier die Hitliste meiner Fehltritte:

- am ersten Tag riss ich mir ein 30cm großes Loch in die Gore-Tex-Hose. Genau am Arsch. Das war natürlich unangenehm (eiskalt) Den Rest der Tour stopfte ich ein Schaumstoffkissen in die Hose.

- Nach den ersten 200 Metern mit meinen neuen Schneeschuhen hätte ich Diese am liebsten in eine Gletscherspalte geschmissen, weil total unbrauchbar in Kombination mit meinen Expeditionsstiefeln. Also die Dinger zwei Tage geschleppt und in Lager 3 vergraben. Beim Aufstieg war der Schnee fest und alles kein Problem. Leider gab es beim Abstieg, 10 Tage später, Neuschnee. Meistens bin ich nur bis zu den Knien eingesunken, manchmal aber bis zum Bauch...

- Beim Fotografieren am "West Buttress" konnte ich erstaunlicherweise einen abgestützten Trekkingstock zurückholen. Normalerweise ist alles verloren, was am "West Buttress" über die Kante kippt. Mein Stock rollte komischerweise nur 30 Höhenmeter und stoppte dann vor einer Spalte. Oberhalb 5.000 Metern ist es nur lästig wieder abzusteigen, um einen Stock zu holen.

- Im Highcamp, am Abend vor dem Gipfeltag trat ich mit dem Steigeisen auf meine luftgefüllte Iso-Matte. (das Flickzeug war 800 Meter tiefer) Hätte Tilo nicht eine zweite Matte gehabt, ich hätte absteigen oder sehr stark frieren müssen.




- Beim Traversieren zum Denali-Pass (am Gipfeltag) verlor ich mitten im Hang meine Mütze, während ich versuchte die Schneebrille eisfrei zu machen. Ich konnte den Aufstieg mit der Sturmhaube fortsetzen. Schön ist es trotzdem nicht, wenn die Ausrüstung weniger wird.
Vor den Verlusts der Daunenhandschuhe hatte ich mich diesmal durch eine Art Kindersicherung geschützt, indem ich ein langes Band durch beide Ärmel und über den Rücken legte, an welchen beiderseits die Handschuhe befestigt waren. (Am Aconcagua musste ich voriges Jahr auf 6.500 Metern einem davonfliegenden Handschuh nachlaufen)




- Ganz schön hart war es für Alex, Klaus und mich, dass wir den Gipfel zwar als erste des Tages erreichten, aber genau zum falschen Zeitpunkt. Im Aufstieg konnten wir noch etwas sehen, nach dem Abstieg auch ein wenig, aber leider auf dem Gipfel fast überhaupt nichts. Eine Stunde später sollen die Bedingungen akzeptabel gewesen sein. Tags darauf traumhaft... Man kann es sich nicht aussuchen.

Hat man den Gipfel in der Tasche, will man so schnell es geht runter. Dabei nervte das Wetter wieder gewaltig. Das wir tags darauf 30 Kilometer im Tiefschnee und einer Sicht von wenigen Metern den "Kahiltna Gletscher" abgehen mussten war o.k. Um an das gute "Alaskan Amber Beer" zu kommen, braucht man ab "Kahiltna Basecamp" aber fliegerische Unterstützung aus Talkeetna. Die kleinen Maschinen (Twin Otter) können aber nicht bei jedem Wetter fliegen.

In unserem Fall, konnten sie es 4 Tage nicht. Zwischendurch haben sie es immer mal versucht. Dann haben wir schnell unser Zelt abgebaut und alles eingepackt. An drei Tagen haben wir das gemacht. Mehrmals sollten Flugzeuge kommen, wurde uns gesagt. Immer sind sie wegen des Wetters abgedreht. Am vierten Tag, langsam setzte im Basecamp ein Handel mit knappen Lebensmitteln ein, sollten wieder Flieger kommen. Niemand nahm diese Funkmeldung mehr ernst. Alex und ich machten uns gerade fertig zur Nachtruhe, als Motorengeräusche zu hören waren. Also schneller haben wir das Zelt nie abgebaut. 2 Stunden später saßen wir mit anderen "Geretteten" in Talkeetna beim Bier.




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