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2021/02/13

Cerro Charkini, 5.392m, PD- (Bolivien)

Meine Aufzeichnungen zum Cerro Charkini stammen aus dem Jahr 2011. Damals bin ich zur Akklimatisation, vor einer Huayna Potosi Besteigung, solo auf den Charkini gestiegen. Mit seinen 5.392 Metern ist er ideal geeignet. Trotzdem wird er eher selten besucht. Im Gletscher sah ich damals, obwohl ich in der Hauptsaison unterwegs war, keinerlei Spuren.

Ausgangspunkt für die Besteigung ist, wie beim Huayna Potosi der Zongo-Pass, knapp 2 Stunden Fahrzeit von La Paz entfernt. Für eine Übernachtung wählt man am Besten des Refugio Zongo, welches näher zum Cerro Charkini steht, als das Casa Blanca am Anfang der Passhöhe.



Refugio Zongo und Laguna Zongo

Gegenüber dem Refugio führt ein kleiner Pfad zu einem betonierten Wasserkanal. Diesem Kanal folgt man, ohne Höhengewinn, zum Teil etwas ausgesetzt, für etwa 40 Minuten. Linkerhand fällt die Steilwand ins Zongotal ab, rechts erhebt sich der Cerro Charkini. Wo der Weg breiter wird, kann man bald rechterhand in Richtung Charkini-Gletscher blicken. Am Zufluss eines kleinen Gletscherbaches findet sich ein schmaler Pfad, der zum Gletscher hinführt.



Aufstieg zum Charkini Gletscher

Selbst wenn man den Pfad verliert, ist der Aufstieg logisch. Ich hatte mir diese Stelle am Vortag trotzdem genau angesehen, da ich am Gipfeltag vor Sonnenaufgang zum Gletscher gehen wollte. Als Solo-Bergsteiger wollte ich besser in Auf- und Abstieg jederzeit festen Schnee unter den Steigeisen haben.



Route: Refugio Zongo - Cerro Charkini

Den flachen Gletscher habe ich relativ weit rechts und mit dem ersten Tageslicht betreten. Der untere Bereich war problemlos, weiter oben gab es große Spalten zu umgehen. Prinzipiell zielt man direkt auf den Sattel zwischen den beiden Charkini-Gipfeln und umgeht alle sichtbaren Spalten. Der Hauptgipfel befindet sich, vom Sattel aus, auf der rechten Seite und wird unschwierig über Blockgestein bestiegen. 



Blick vom Hauptgipfel auf den Gletscher und Nebengipfel

Der Gipfelblick über große Teile der Cordillera Real, insbesondere zum strahlend weißen Huayna Potosì, ist genial. Der Tiefblick in die senkrecht abfallende Südwest-Wand atemraubend. Mit der erreichten Höhe von 5.392 Metern war ich sehr zufrieden. Mit gerade mal 4:30 Stunden für Auf- und Abstieg war es keine große Tour. Verbunden mit einer Nacht im Refugio Zongo (4.700 Meter) aber die perfekte Akklimatisation.
Es scheint auch eine Route aus Südosten zu geben. Man müsste dann von der anderen Seite in den Sattel aufsteigen. (Foto oben: von rechts kommend)



Gipfelblick in Richtung Huayna Potosì (rechte Seite Aufstiegsroute)

Gipfeltag: 19.08.2011

Literatur: Thomas Wilken, "Bolivien- Die schönsten Wanderungen und Trekkinkrouten" 
Bergverlag Rother, ISBN: 978-3-7633-4365-2


2018/10/04

Cerro Saturno (5.006, Trekking)

Immerhin 5.000 Meter hoch und als Tagestour von La Paz aus erreichbar, ist der Cerro Saturno der ideale Berg zur Akklimatisation. Von seinem Gipfel aus hat man grandiose Tiefblicke in die Yungas und Weitblicke entlang der Cordillera Real.

Normalerweise startet man das Trekking vom Cumbre Coroico aus, einer Passhöhe auf 4.650 Metern. Dort erreicht die neue Straße von La Paz nach Coroico ihren höchsten Punkt. Bereits von "La Cumbre" kann man den Cerro Saturno, etwas rechts des weiß glänzenden Gletschers des Cerro Willa Manquilizani, erblicken.


ganz rechts: Cerro Saturno, Bildmitte: Cerro W. Manquilizani

Um zum Cumbre Coroico zu gelangen benötigt man ab La Paz nur etwa 90 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Von der Altstadt, beispielsweise entlang der Calle Murillo, fahren ständig kleine Mini-Busse zum Stadtteil Villa Fatima. Man steigt auf freier Strecke zu, Haltestellen finden kaum Beachtung. Man erkennt den richtigen Bus leicht an einem Schild im Frontfenster der Busse oder an den Rufen des Beifahrers "Villa Fatima"...
In Villa Fatima fahren die Minibusse manchmal nicht ganz bis zum Busbahnhof und drehen schon etwas eher um. In diesem Fall geht man einfach die Straße weiter aufwärts, bis die Straßenhändler weniger werden und dann noch etwas weiter. Auf der rechten Seite erscheint dann der reichlich provisorische Busbahnhof.
Wenn man diesen betritt, kommt man schnell in Kontakt mit den Ticketverkäufern. Fast alle Busse fahren nach Coroico und den Yungas. Man sagt dass man Richtung Coroico fahren möchte, aber an "La Cumbre" auszusteigen wünscht. Es wird der volle Fahrpreis berechnet, 30 Bolivianos.

Über die Ruta National 3 geht es dann in noch 40 Minuten aufwärts, vorbei am Incachaca Stausee (rechte Seite), hinauf zum Cumbre Coroico. Dort verlassen wir den Bus und wenden uns nach links zum Touristen Informations-Zentrum, am Ufer der Laguna.


Blick zurück nach La Cumbre und der Straße

Vom Wachhaus der Nationalparkverwaltung folgen wir dem Fahrweg, welcher sich mäßig steil aufwärts schlängelt. Etwa nach 35 Minuten wird eine weitere Laguna passiert und der Weg wird bald steiler. Hin und wieder gibt es Hinweis-Schilder in Richtung des Passes Abra Chukura. Am höchsten Punkt (4.900) zweigt linkerhand ein schmaler Pfad in Richtung Cerro Saturno ab. Zunächst lohnt es sicher aber, den Pass etwas zu überschreiten und den steilen Inka-Pfad auf der anderen Bergseite zu besichtigen. Der sogenannte Choro-Trail gehört zu den landschaftlichen Höhepunkten Boliviens. In einer dreitägigen Wanderung geht es bis auf 1.274 Meter hinab und durch sämtliche Vegetationszonen.


steil windet sich der Choro Trail vom Abra Chukura Pass hinab zu den Yungas

Wir wollen aber den Cerro Saturno besteigen und folgen nun, mit nur wenig Höhengewinn, den schmalen Pfad Richtung Gipfel. Hin und wieder werden auch hier noch Fahrspuren von Allrad-Fahrzeugen sichtbar. 




Download: GPS Track Cerro Saturno 

Nach einer kleinen Laguna geht nur noch der Pfad die letzten Höhenmeter durch Schotter und Geröll in Richtung Gipfel. Der Pfad führt dabei zunächst unterhalb des Gipfels an diesem vorbei und dann auf der Rückseite hinauf. Bei normaler Sicht ist der Weg nicht zu verfehlen. Allerdings kommt es gegen Mittag häufig vor, dass von der Yunga-Seite dicke Wolken aufsteigen und den Berg verhüllen.


letzter Aufschwung zum Cerro Saturno (6.006)

Da der Höhenunterschied von La Cumbre zum Gipfel lediglich 356 Meter ausmacht, dürfte der Cerro Saturno einer der einfachsten 5.000er der Welt sein. Unsere Besteigung führten wir allerdings am dritten Tag in Bolivien durch (eigentlich nur 48 Stunden nach Anreise). So konnte ich ganz leichte Symptome der Höhenkrankheit an mir beobachten; etwas Schwächegefühl und leichten Schwindel. Insgesamt dauerte die kleine Wanderung nur knapp 4 Stunden. Nach einer weiteren Stunde (per Anhalter ab Cumbre Coroico und Mini-Bus ab Villa Fatima) waren wir wieder auf der gewohnten Höhe von La Paz (immerhin 3.700) und freuten uns über einen gelungenen Reiz zur Höhen-Akklimatisation.


letzte Meter auf der Gipfel-Pyramide


Vom Gipfel hat man einen guten Blick hinüber zur Eisflanke des Cerro Manquilizani und dahinter zum Huayna Potosi.
Theoretisch kann man (gute Akklimatisation vorausgesetzt) auf dem Rückweg gleich noch, mit dem Cerro Kolini (4.968) einen weiteren fast-5.000er besteigen. Dazu geht man am Pass Abra Chukura einfach gerade aus den Höhenkamm weiter, und nicht den Fahrweg hinab. Der Kamm führt mit leichtem auf und ab genau zum Cerro Kolini, dessen Gipfel eine Pirca aus Steinen ziert.


Blick vom Cerro Saturno zum Manquilizani Gletscher


Literatur:
 Thomas Wilken, "Bolivien - Die schönsten Wanderungen und
Trekkingrouten" (Rother Wanderführer, ISBN: 978-3-7633-4365-2)






2018/08/09

Ancohuma (6.427, AD)

Am dritthöchsten Berg Boliviens beeindruckt vor allem sein riesiger Gletscher, der größte der Cordillera Real. Er versorgt das Städtchen Sorata und die umliegenden Siedlungen mit kostbaren Wasser, für deren Landwirtschaft. 
Eine Besteigung des Ancohuma ist eine schöne Herausforderung, wenn auch seine technischen Schwierigkeiten nicht an die des Illampu heran reichen.



Blick über den oberen Gletscher zum Gipfel

Das Trekking starteten wir von einer Minen-Straße, oberhalb Soratas, aus einer Höhe von 4.000 Metern. Der Weg zum Basislager ist meist gut sichtbar, jedoch recht lang (5:30 Stunden) und beinhaltet einige steile Passagen. Die Route wird zuweilen auch von Treckern begangen, die nur zur Laguna Glaciar wollen oder auch nur zur Laguna Chillata, welche auf dem Weg liegt.
Für den Transport der Ausrüstung und Lebendmittel zum Basislager (5.038) nutzten wir die Hilfe heimischer Träger.


Vamos a Ancohuma

Im Basislager an der Laguna Glaciar richteten wir uns für drei Tage und vier Nächte ein. Unser Programm war diesmal ziemlich entspannt. 1. Tag: Materialtransport auf 5.460 Meter und noch leichte Erkundung des Gletschers bis 5.550 Meter. 2. Tag: Ruhetag, bzw. leichte Wanderung an den Fuß des Pico Schulze, bis auf 5.200 Meter. 3.Tag: Gipfeltag, d.h. Aufstieg ohne weiteres Hochlager vom BC.
Koordinaten Basislager: S.15°49.697'' W.68°34.013 / 5.038m.


Zelte, Basislager (links unten) & Titicaca-See (rechts oben)

Unseren Materialtransport nutzten wir auch, um den ersten Teil der Route zu erkunden. Diese führt von der Laguna Glaciar zunächst 300 Meter einen steilen Geröllhang hinauf. Es gibt keinen richtigen Pfad, nur ein paar Steinmännchen weisen den Weg. Zur Sicherheit setzte ich einige GPS-Punkte, denn schließlich würden wir am Gipfeltag in der Nacht aufsteigen.
Unser Depot legten wir auf 5.460 Metern an. (S.15°50.695'' W.68°34.008'') An dieser Stelle etwa, betritt man auch den Gletscher. Mögliche Plätze für ein Highcamp gäbe es dort ab 5.500 immer wieder, bis auf fast 6.000 Meter.


morgendlicher Blick zurück, zum Gletscher

Unsere Nacht vor dem Gipfel war nicht lang. Kurz nach Mitternacht standen wir auf und frühstückten. Schon 01.15 Uhr gingen wir los und fanden, fast ohne Verlaufer" den richtigen Weg durch den Geröllhang, und weiter zu unserem Depot. Nach einer kleinen Rast, stiegen wir den wilden Gletscherbruch hinauf und suchten unseren Weg in der Dunkelheit.




GPS Tracks:
  • Trecking zur Laguna Glaciar (Basislager)
  • Gipfeltag (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann deutlich abweichen)

Im Mondlicht konnten wir ganz gut die Richtung zum Nordwestgrat des Ancohuma erkennen. (rechts des Gipfels) Das Gletscherplateau, oberhalb der Bruchzone, ist riesig und spaltenreich. Es gibt immer mal auch kurze Steilstücke. Eine erkennbare Spur existierte nicht. Der Schnee war immer ausgezeichnet.




Im letzten und längsten Steilstück, hatten wir bereits Tageslicht aber noch keine Sonne. Es war bitterkalt, als wir in Richtung Grat kletterten. Eine große Spalte, etwa auf 6.200 Metern, umgingen wir auf deren rechten Seite, über eine steilen Rampe. (ca. 80 Meter)
Auch auf dem Grat hatten wir noch keine Sonne. Sie versteckte sich hinter dem Gipfel. Über ca. 100 Metern ist der Grat etwas schmal und ausgesetzt, öffnet sich anschließend aber zu einem breiten Gipfelrücken, dessen Besteigung keine Schwierigkeit darstellt. Wir standen 8:45 Uhr, nach 7,5 Stunden Aufstieg, auf dem Gipfel und konnten endlich die wärmende Sonne spüren.


Ancohuma Gipfel (6.427 Meter)

Gipfeltag: 01.06.2018



2018/07/18

Illampu (6.372, D)

Man sagt der Illampu sei der "wahre König" der Königs-Kordilleren. Seine steilen, abweisende Eisflanken überragen alle ihn umgebenden Gipfel, außer dem des Ancohuma. Selbst die Normalroute auf den Illampu ist technisch anspruchsvoll und schwierig.

Von La Paz kommend, fuhren wir zunächst nach dem kleinen Ort Sorata (2.800), am Rande des Illampu-Massivs. Sorata ist stark indigen geprägt und nicht besonders touristisch. Dennoch gibt es eine Reihe einfacher Hostals und Möglichkeiten zum Einkauf. Wir wohnten im Hostal las Piedras, am Ende des Ortes.


Sorata, mit Illampu im Hintergrund

Obwohl der Illampu von Sorata aus, zum Greifen nah erscheint, ist die Annäherung ein wenig aufwändig. Zunächst fuhren wir mit einem Allrad-Taxi zu dem kleinen Gebirgsdorf Lakhathiya auf 4.000 Metern Höhe. Die 90-minütige Fahrt bediente alle Klischees, welche man von Autofahrten in Bolivien schon mal gehört hat: steile, enge Fahrwege mit Gegenverkehr, tiefe Abgründe und abgestürzte Autowracks auf deren Grund.
Unser Guide Henry, hatte für das Trecking zum Basislager Träger und Mulis organisiert, welche in Lakhathiya bereits warteten. Wir selbst konnten mit leichtem Rucksack die erste Etappe, zum Basislager "Aquas Calientes", in Angriff nehmen. (4 Stunden Gehzeit)


Lakhathiya

Es gibt einen sichtbaren Pfad, nach Osten, auf den Huila-Khota-Pass zu. Den höchsten Punkt habe ich dort mit 4.850 Metern gemessen. Zum Camp geht es wieder 250 Meter hinab. Der gesamte Weg ist gut genug, dass er auch von den Mulis begangen werden kann. Danach ist allerdings Schluss für die zähen Tragetiere.

Eine alternative Route nach Aquas Calientes gibt es ab dem Ort Ancohuma. Das Trekking dauert ebenfalls 4 Stunden und hat einen flacheren Verlauf. Die Fahrt von Sorata nach Ancohuma soll etwa 3 Stunden benötigen.
Koordinaten Basislager "Aquas Calilentes": S.15°46.916'' W.68°33.137'' 4.607m.


Trekking auf der ersten Etappe

Am nächsten Tag stiegen wir weiter zum Illampu Highcamp auf. Dem Weg war anfangs nicht ganz einfach zu folgen. Er führt linkerhand steil auf und zunächst durch felsiges Gelände, in das nächste Tal hinein. Dort wird die Gletschermoräne sichtbar und der Weg folgt deren Schuttgrad. Wir errichteten unser Camp nach 3,5 Stunden Gehzeit, relativ niedrig auf 5.100 Metern. Die Plätze befinden sich etwas abseits auf der rechten Seite, zwischen den Felsen.
Koordinaten: S.15°47.848'' W.68°33.040 5.074m.

Sehr häufig legen Expeditionen das Highcamp deutlich höher direkt auf den Gletscher. Oft sogar auf 5.600 Meter, unmittelbar vor die Eiswand, wo die technische Kletterei beginnt. Ein solches Lager kürzt den Gipfeltag merklich ab, bedeutet aber entsprechend ein längeres Trekking mit schweren Gepäck.


Illampu Highcamp (5.100 Meter)

Vom Standort unseres Highcamps ist die weitere Route nur teilweise einsehbar.
Am Gipfeltag starteten wir sehr zeitig, d.h. 2.00 Uhr Nachts. Wir stiegen die Moräne weiter aufwärts, konnten bald den Gletscher betreten und näherten uns der steilen Eiswand an, die wir noch in der Dunkelheit erreichten.



GPS Tracks: 
  • Trecking zum Basislager "Aquas Calientes
  • Aquas Calientes zum Highcamp 
  • Gipfeltag (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann deutlich abweichen)

Am unteren Ende der Wand zog sich fast durchgehend eine tiefe Randspalte, welche wir ganz links auf eine Schneebrücke überquerten. An dieser Stelle ist die Wand allerdings sehr steil (65°) und sehr hoch. (450 Meter) Wir traversierten darum etwas nach rechts und ersparten uns dadurch etwa 100 vertikale Meter, aber kaum Steilheit.
Die Empfehlung ist es, in dieser Wand Fix-Seile zu befestigen, insbesondere auch, um im Abstieg schneller zu sein. Als 2er-Seilschaft haben wir darauf verzichtet, setzten allerdings zweimal eine Standplatz-Sicherung ein. Am Morgen war das Eis manchmal so hart, dass ich kaum die Spitze der Eispickel einschlagen konnte. Insgesamt fanden wir in der Wand aber gute Bedingungen vor. Wegen der Steilheit mussten wir natürlich immer konzentriert bleiben.
Kurz nach Sonnenaufgang (6.30 Uhr) hatten wir die Wand durchstiegen und standen auf dem West-Grat, fast auf 6.000 Metern Höhe. Bis dahin lagen wir im Zeitplan.


Illampu West-Grat (Normal-Route) Blick vom Ancohuma aus.

Der breite Grat sah zunächst nach keiner großen Herausforderung aus und man hätte denken können in 2 bis 3 Stunden den Gipfel zu erreichen. Allerdings mussten wir noch einmal einen Abstecher in die Eisflanke machen, weil eine breite Spalte den Normalweg teilte. Diese Traverse, erforderte zweimal Standplatz-Sicherung und etwa 2 Stunden zusätzliche Zeit!
Im oberen Teil des Westgrades gab es immer mal wieder kleine Spalten und kurze Steilstücke, im Großen und Ganzen aber meist guten Schnee.

Auf 6.333 Metern war für uns dann Schluss. Wir wussten natürlich, dass die letzten 40 Meter technische Kletterei beinhalten würden. Trotz der vielen Umwege und einer langen Aufstiegszeit (9:30 Stunden) waren wir dafür bereit. Die Bedingungen jedoch waren sehr schlecht: eine tiefe Randspalten und ein extrem steiler (teilweiße überhängender) Abbruch hätten Eiskletterei mit 5 bis 7 Eisschrauben bedeutet, die wir in dieser Anzahl nicht dabei hatten. Außerdem wohl noch einmal sehr viel Zeit. Der Anblick der finalen Kletterstelle entschädigte ein wenig. Ebenso der perfekte Weitblick, der sich schon von dieser Stelle bot.


letztes Steilstück zum Gipfel (6.333)

Henry und ich blieben eine halbe Stunde am höchsten Punkt. Im Abstieg gab es wieder Komplikationen, hauptsächlich in der steilen Flanke. Inzwischen war dort der Schnee sehr aufgeweicht und rutschig. Dadurch konnten wir nicht mehr der Aufstiegs-Spur folgen und mussten uns eine neue Route suchen. Am Ende traversierten wir weit nach rechts, auf den Pico Schulze zu. Ein anderes Problem war ja die tiefe Randspalte am Boden, die nur auf der linken Seite und rechts am Pico Schulze überwindbar war. Wir waren diesmal stundenlang in der Wand. Immer wieder mussten wir auch aufsteigen. Die letzte halbe Stunde kletterten wir bereits in Dunkelheit.
Am Wandfuß angekommen, wäre es schön gewesen, hätten wir dort unser Highcamp. Leider mussten wir weitere 500 Höhenmeter im Gletscher absteigen. Wir erreichten die Zelte kurz vor 22 Uhr. Was für ein Tag: 20 Stunden Kletterei!


Illampu im Abendlicht (Blick vom Highcamp)

Im Büro der Bergführervereinigung in Sorata erfuhren wir später, dass keine Besteigung des Illampu-Gipfelaufschwungs, innerhalb der zurückliegenden 2 Jahre, bekannt wurde. Im Moment ist nicht absehbar, ob sich die Bedingungen am wohl schwierigsten 6.000er Boliviens, wieder bessern werden.
Der Illampu wird insgesamt selten bestiegen. Während unseres Aufstiegs sahen wir keinerlei Spuren vorangegangener Versuche. Allerdings konnten wir 4 Tage später, vom Ancohuma Gletscher aus, zwei Bergsteiger unseren Spuren folgend absteigen sehen.
Alain Mesili erwähnt in seinem Buch "Nevados" gute Biwak-Plätze auf dem West-Grat, für den Fall einer späten Rückkehr vom Gipfel. Der Abstieg ist lang und nicht einfach.

Gipfeltag: 26.05.2018


Literatur: Alain Mesili "Nevados - Guidebook for the bolivian Andes" (ISBN: 978-99954-862-7-3)




2018/06/25

Condoriri - Cabeza de Condor (5.680, AD+)

Der Kopf des Kondors bildet den höchsten Punkt des Condoriri-Massiv. (5.680 Meter) Ein herrlicher Gletscher, technisches Klettern in einer steilen Rinne, sowie ein ausgesetzter Gipfelgrat machen die Besteigung zur Traum-Tour 

Von unserem Basislager sind wir diesmal zeitig aufgebrochen. (3:30 Uhr) Wir wollten den Gletscher und Gipfelgrat früh erreichen, wenn der Schnee noch fest und sicher ist.
Zunächst führt die Route allerdings durch Fels und Geröll. Vom Lager oberhalb der Lagune ist der Weg am Anfang identisch mit dem Weg zum Cerro Austria, zweigt dann allerdings in Richtung Gletscher ab. Der Pfad ist dann schwieriger zu erkennen und zuweilen sehr ausgesetzt, aber nicht wirklich schwierig zu klettern. Den Gletscher erreicht man etwa auf einer Höhe von 5.200 Metern.



Cabeza de Condor (rechts) / Ala Izquierda (links)

Dort angekommen konnten wir im Schnee einer Spur folgen, welche rechterhand in Richtung Cabeza de Condor führte. Am Anfang war es ein angenehmes Gehen im flachen Gletscher, mit nicht einmal besonders vielen Spalten. Das letzte Steilstück sind wir kraftsparend im Zickzack aufgestiegen. Oben führten die Spuren noch einmal flach zum Einstieg der steilen Canaleta, einer vereisten Rinne zum Südwest-Grat. Dort erreichten wir eine 4er Gruppe, bestehend aus 2 Franzosen und 2 bolivianischen Guides. Da, wegen Stein- und Eisschlag-Gefahr die Canaleta nur einzeln bestiegen werden sollte, mussten wir warten.



Gletscheraufschwung zum Gipfelaufbau


Der Zustieg zur tückischen Rinne erfolgt über eine auf-steilende Schneeflanke und sieht zunächst nicht dramatisch aus. Ich wunderte mich, dass die Franzosen nicht so richtig voran kahmen. Am Anfang lag in der 40 - 50 Grad steilen Canaleta noch guter Schnee und man konnte sich auch im Fels festhalten. Im Mittelstück steilte das Gelände weiter auf und es gab ein paar Meter Eiskletterei zwischen 70 und 75 Grad.
Der Ausstieg bietet einen kleinen Standplatz für 1 bis 2 Personen. Allerdings muss man danach auf den schmalen Gipfelgrat umsteigen.


Canaleta


Entlang des Grates hatten wir guten Schnee und konnten uns einigermaßen sicher bewegen. Es gibt zwei mixed Kletterstellen, die besondere Aufmerksamkeit benötigen. Nur hier haben wir am Berg zwischengesichert. Der Grad ist vielleicht 200 Meter lang und hat meist nur eine Breite von 30 Zentimetern. Am Gipfel breiter.



GPS-Track Download (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann deutlich abweichen)

Im Aufstieg sind wir direkt dem Grat gefolgt. Im Abstieg, aufgrund mittlerweile weichen Schnees, zum Teil seitlich der Grades traversiert. Die Grat-Begehung kostet volle Konzentration. Ich habe weder nach links noch rechts geschaut, nur auf den Meter vor mir. In der Canaleta seilten wir ab.



Cabeza de Condor, Gipfel

Insgesamt waren wir für diese Tour fast 12 Stunden (11km) unterwegs, wobei wir uns am Anfang kurz verlaufen und an der Canaleta 45 Minuten gewartet hatten. Den Gipfel erreichten wir nach 6 Stunden, gegen 9.30 Uhr und verweilten dort gut eine halbe Stunde. Viel später sollte man nicht absteigen. Der Schnee beginnt dann weich zu werden. Nachdem wir vom Grat runter waren und die Canaleta abgeseilt war, haben wir ein bisschen gebummelt.

Gipfeltag: 20.05.2018


Literatur: Alain Mesili "Nevados, Guidebook for the bolivian andes"

2018/06/15

Condoriri / Piràmide Blanca (5.230, PD)

Wenn man von La Paz / El Alto in Richtung Titicaca-See fährt, kann man in der Ferne eine Bergformation erblicken, die an einen Kondor mit ausgebreiteten Flügeln, erinnert. Umgeben ist dieser Condoriri von weißen Gletschern und anderen 5.000ern. Für uns gerade richtig, im nächsten Schritt der Höhen-Akklimatisation.





Anders als bei der Besteigung des Pequeno Alpamayo, vor 2 Jahren, legten wir unser Basecamp an die Nordseite der Laguna Chiar Khota. Inzwischen gibt es dort eine Hütte, in deren Umfeld wir unsere Zelte aufschlugen. Dieser Punkt ist etwas näher an den Bergen, als das Camp auf der Südseite, welches nach wie vor genutzt wird.


die neue Hütte an der Laguna Chiar Khota


Von hier bestiegen wir drei Berge: Piràmide Blanca (5.230), Capeza de Condoriri (5.696) und Pico Tarija (5.300). Während sich der Weg zum Kopf des Kondors (Capeza de Condoriri) nach Westen schlängelt, führt die Route zur Pirámide Blanca und Tarija nach Norden, den nahen Gletscher hinauf. 


Piràmide Blanca (Jis'ana)

GPS-Trak: Pyràmide Blanca (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann etwas abweichen) 

Im Falle der Tarija ist sie 100%ig identisch mit der Route zum Pequeno Alpamayo (Beschreibung: Link oben), für dessen Besteigung eine Überschreitung des Pico Tarija, an dessen höchster Stelle, notwendig ist. Zur Piràmide Blanca geht man dem Gletscher zu etwa zwei Dritteln in Richtung Tarija und wendet sich dann aber nach rechts. Dort geht es etwa 40° steil eine Schneerampe hinauf.


Piràmide Blanca (5.230)

Es folgt eine leichte Felskletterei nach rechts und etwas Kletterei auf rutschigen Sand. In dieser Passage trägt der Berg seinen Namen zu unrecht. Kurz vor Erreichen des Gipfels konnten wir jedoch, auf der Bergrückseite, noch einmal Schnee berühren. Diese Stelle ist etwas steiler als es das Foto unten abbildet. Wir kletterten das Stück einzeln, uns gegenseitig sichernd. Die Fallhöhe wäre nicht gering. Oben noch leichte Kletterei auf den felsigen Gipfelaufbau und wir konnte die geniale Aussicht genießen.



unsere Spuren im Schnee (Blick vom Gipfel der Piràmide Blanca)

Unser Gipfeltag war der 19.05.2018. Die Schneebedingungen waren gut. Nach herkömmlicher Meinung, gilt der Mai nicht als Kletter-Saison. Wahrscheinlich stimmt das nicht. Die Bolivianer klettern selbst im Mai und teilweise sogar schon im April. Juni bis August seien nur aus dem einen Grund "Saison", weil dann in Europa und Nord-Amerika die Ferienzeit sei. Tatsächlich hatten wir in drei Wochen nur einen Regentag und meist nur mäßig starken Wind.


Absteigende 3er Seilschaft aus Richtung Tarija / Pequeno Alpamayo (Blick von Piàmide Blanca)





2018/06/07

Cordillera Real

Bolivien ist ein großes Land und bietet Bergsteigern viele Möglichkeiten. Am schönsten ist es jedoch in der Cordillera Real, nördlich von La Paz. Die Berge haben steile Flanken, messerscharfe Grate und ragen oft über 6.000 Meter hoch. Die Gipfel-Auswahl ist groß und man muss sich entscheiden. Unsere Reise teilte sich in zwei Etappen:
  1. 5.000er der Condoriri-Area 
  2. 6.000er am Illampu-Massiv

Ancohuma Basislager "Laguna Glaciar" auf 5.038 Metern

Noch bevor wir zum Condoriri gegangen sich, haben wir bereits einen 5.000er zur Akklimatisation bestiegen: Cerro Saturno (5.006) Ein leichter Trecking-Berg, nahe dem Coroico-Pass, welchen man mit öffentlichen Bussen erreichen kann. Ein Tages-Ausflug. An diesem Tag (erst dritter Tag in Bolivien) hatte ich leichte Symptome der Höhenkrankheit (Schwindel, Muskelschwäche), danach allerdings nicht noch ein einziges Mal.


Im Condoriri bestiegen wir:
  • 6. Tag: Piràmide Blanca (5.230)
  • 7. Tag: Capeza de Condoriri (5.696) 
  • 8. Tag: Pico Tarija (5.300)

nach einem Ruhetag, Reise nach Sorata und Trecking:
  • 13. Tag: Illampu (bis 6.333)
  • 19. Tag: Ancohuma (6.425)

Unten noch das Höhen-Diagramm der Reise. Beschreibungen der Berge folgen.



Höhen-Diagram / Akklimatisations-Verlauf




2015/12/13

Illimani (6.438)

Der Illimani ist der König der Cordillera Real. Nur 40 Kilometer Luftlinie trennen ihn von La Paz. Sieben seiner Gipfel übertreffen die 6.000 Meter. Der höchste Punkt (Südgipfel) soll, je nach Quellen-Angabe, zwischen 6.438 und 6.462 Meter hoch sein. Ich konnte das nicht überprüfen, weil ich am Gipfel-Tag das GPS im Zelt vergessen hatte.


Blick zum Illimani vom Huayna Potosi Highcamp aus

Die Allrad-Fahrt von La Paz nach dem kleinen Dorf Pinaya, am Fuße des Illimani, braucht trotz der geringen Distanz gut 4 Stunden. Von Pinaya sind es zum Basislager "Puente Roto" (S.16°38.915' W.067°49.552' 4.457m.) noch einmal zweieinhalb Stunden Fußweg. Mit schweren Rucksäcken etwas mehr.
Man sollte zum Gepäcktransport die Hilfe und die Mulis der Bewohner von Pinaya in Anspruch nehmen. (15$ je Tragetier) Diese kleinen Einnahmen sind eine wesentliche Säule der geringen Einkommen der Dorfbewohner. Etwas abseits gäbe es auch (für wagemutige Fahrer) einen 4-Wheel-Track zum BC.

Bolivien ist allgemein ein sehr sicheres Reiseland und La Paz nicht mehr gefährlich als beispielsweise Berlin oder Frankfurt. Das Basislager am Illimani zählt aber nicht zu den Orten, an denen Kleingruppen ohne einheimische Begleiter übernachten sollen. Es wird von vereinzelten Überfällen berichtet. Über den Wahrheitsgehalt solcher Berichte kann ich nichts sagen. Wir sind nur freundlichen Menschen begegnet.


Illimani Basislager

Der weitere Weg zum Highcamp "Nido de Condores" (S.16°39.277 W.067°48.084' 5.485m.) dauert etwa 5 Stunden oder länger. Er ist einigermaßen durch Stein-Männchen markiert und nicht ganz anspruchslos. Auch zum Gepäcktransport nach dem Highcamp, bieten die Bewohner von Pinaya ihre Dienste an. Auf dieser Etappe können sie allerdings nicht die Kraft ihrer Mulis nutzen. Zu steil ist der Weg. Zum Schluss gibt es sogar eine leichte Kletterei, die bei schlechter Witterung erhöhte Aufmerksamkeit verlangt.


Aufstieg zum Illimani High Camp


Das Highcamp "Nido de Condores" befindet sich direkt am Anfang des Gletschers. Es ist eine kleine Plattform, auf der nur wenige Zelte Platz haben. Etwas weiter oben, gäbe es noch einen weiteren Platz, sollte der Nido de Condores überfüllt sein.
Im Foto unten kann man im Schnee die Spuren des weiteren Weges erkennen. Der Weg zum Süd-Gipfel geht rechts den Berg hoch.


Abend im Highcamp auf 5.485

Henry und ich brachen Viertel nach Drei in der Nacht auf. Wegen leichten Penitentes mussten wir uns am Anfang etwas mühsam den besten Weg suchen. Die Route folgt einigermaßen logisch, zuweilen etwas tricky, neben und entlang eines steilen Grates zu einem kleinen Vorgipfel. Die Berg-Neigung variiert zwischen 55° und 65°, es gibt aber auch flachere Passagen mit Spalten.

Etwa bei 6.000 Metern ist ein Eisbruch die schwierigste Stelle des Tages. Wir nutzten eine windgeschützte Stelle zum Rasten und peilten dann den Pass zwischen Pico Zentral (links) und Südgipfel (rechts) an, welchen wir kurz nach Sonnenaufgang erreichten.
Abgesehen von der Höhe, ist der restliche Weg über den flachen Grat zum Gipfel nicht mehr besonders schwierig. Wir erreichten den handballfeldgroßen Gipfel um Viertel nach Sieben, bei noch klarer Sicht und Sonnenschein.



Gipfel Illimani, mit Gipfel-Grat



Gipfel-Tag: 15.10.2015

Literatur: Alain Mesili "Glaciares y Guía de los principales Nevados / Guidebook for the bolivian Andes" (spanisch / englisch) ISBN: 978-99954-862-7-3




2015/11/02

Pequeño Alpamayo (Alpamayo Chico)

Jeder hat seine "Traumberge", aus unterschiedlichen Gründe: vollendete Form zum Beispiel (Parinacota) oder physische Anspruch (Mt. McKinley). Beim Pequeño Alpamayo in Bolivien ist es dessen Eleganz im letzten Gipfel-Aufschwung, welche ihn anziehend macht.

Der "Kleine Alpamayo" (5.370 Meter) hat seinen Namen vom großen Bruder in Peru (5.947), der ganz ähnlich aussieht und gerne als der schönste Berg der Erde bezeichnet wird.
Der "Kleine" liegt etwas versteckt am Ende der Condoriri-Gruppe, im Gebiet zwischen Illampu und Huayna Potosí.


Gipfelgrat (Nordwest-Grat)


Das Bild (oben) entstand auf unserem Rückweg vom Gipfel. Betrachtet man es genau, kann man unsere Spuren und damit den letzten Abschnitt unserer Aufstiegs-Route erkennen. Die Spuren beginnen unterhalb der tropfenförmigen Spalte (links unten) und verlaufen links der Spalte, dann links des Grates zum Gipfel.
Das ist die Normal-Route entlang des Nordwest-Grat, 45 Grad steil mit kurzen Passagen bis zu 65 Grad. Auch den Gipfel bildet ein nicht allzu breiter Grat.


Gipfel Pequeño Alpamayo


Bevor wir diesen genialen Bergrücken klettern konnten, mussten wir früh aufstehen. Wir starteten 4 Uhr an der Laguna Chiar Khota (Südseite), dem üblichen Basislager am Condoriri. (S16° 11.851' W68° 14.730', 4.661 m.)
Der Weg führte uns zunächst auf die andere Seite der Laguna, dann an einem weiteren See vorbei über Moränen zum Gletscher des Cerro Jistaña, welcher auf der linken Seite begangen wird. Der Schnee war am Morgen fest und gut zu gehen. Es gab ein paar Spalten aber sonst keine Hindernisse.
Als es hell wurde, konnten wir auf der rechten Seite unser Zwischenziel, die Eiskuppe des Cerro Tarija, erblicken. Von dort war dann endlich auch der Pequeño Alpamayo sichtbar.


unterer Routenverlauf: BC zum Cerro Tarija

Die Überschreitung der Tarija, mit 70 Metern Felsklettern im Ab- (Hinweg) bzw. Aufstieg zurück, waren kein großes Hindernis, verlangten jedoch Konzentration.
Am Fuß des Pequeño Alpamayo überlegten wir kurz, ob wir die Normal-Route oder direkt durch die Wand aufsteigen sollten. Der Schnee wäre gut gewesen, wir entschieden für Normal-Route und hatten trotzdem Spaß.
Auf dem Gipfel genossen wir eine halbe Stunde den blauen Himmel. Kurz nach 11 Uhr waren wir zurück im Lager und reisten noch am selben Tag zum Huayna Potosi.


zwischen Tarija (Hintergrund) und Pequeño Alpamayo

Gipfel-Tag: 09.10.2015

Literatur: Alain Mesili "Glaciares y Guía de los principales Nevados / Guidebook for the bolivian Andes" (spanisch / englisch) ISBN: 978-99954-862-7-3

2015/10/25

Cordillera Real (Bolivien)

Die Kletter-Saison der Cordillere Real geht normalerweise von Juni bis August. Außerhalb der Saison ist das Wetter nicht beständig und die Schnee-Bedingungen sind zum Teil schlecht.
Wir mussten es später versuchen (Oktober) und hatten Glück.

Im Gebiet um La Paz trafen wir auf einigermaßen stabiles Wetter und hatten an den Gipfel-Tagen sogar gute Fernsicht. Andere Tage waren jedoch bewölkt. Der Schnee war meist fest und man konnte gut und sicher klettern.


Cordillera Real (vom Huayna Potosi Highcamp)


Das Bild unten zeigt mein Höhen-Diagramm, wie es im Laufe der zurückliegenden drei Wochen entstanden ist. Für jeden Tag gibt es zwei Punkte: die höchste erreichte Tages-Höhe (z.B. einen Berggipfel) und die jeweilige Schlaf-Höhe des Tages. Ich steuere normalerweise beide Werte, um meinen Körper an den Sauerstoffmangel in großen Höhen anzupassen.




Trotz der beachtlichen Höhe von La Paz (3.650) haben wir noch mal zwei Nächte im Zelt auf 4.640 Metern geschlafen, bevor wir die Berge in Angriff nahmen. Wie geplant waren es:

  • Pico Austria (5.340): ein leichter Trecking-Berg
  • Pequeno Alpamayo (5.370): ein wunderschöner Schnee-Berg
  • Huayna Potosi (6.088): meine zweite Besteigung (diesmal French Route)
  • Illimani (6.438): der höchste Berg der Cordillera Real und zweithöchster Berg Boliviens