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2018/11/19

Valle Olivares / Nevado del Plomo (6.070)

Ein schönes Ziel tief in den chilenischen Anden ist der Nevado del Plomo. Die beste Besteigungszeit ist Dezember bis Februar. Wir haben es Ende Oktober versucht und mussten zeitig umkehren. Das Valle Olivares ist aber besonders in dieser Jahreszeit (Frühling) ein lohnendes Trekking-Ziel und wir haben die Zeit sehr genossen.

Leider kann man sich seine Urlaubswochen nicht immer aussuchen. In der Vergangenheit klappte es oft auch in der Vor- und Nach-Saison. Diesmal waren wir wohl etwas zu weit in die Vor-Saison gerutscht und dazu dauerte der Anden-Winter auch noch länger als normal. Trotzdem brachen wir erst einmal auf.


Valle Olivares

Die beiden erste Trekking-Tage (jeweils 16 Kilometer) ziehen sich recht flach durch das Tal des Rio Olivares, auf einer Höhe von 2.020 bis 2.800 Metern. Da wir Verpflegung für 9 Tage, Zelte und Kletterausrüstung transportieren mussten, hatten wir für die beiden ersten Tage Mulis gemietet. Wenn man die Route geschickt wählt, hat man nur eine Fluss-Querung, am Morgen nach der ersten Nacht im Lager beim Casa de Lata. Wir hatten keine Probleme. Da es in den Bergen noch nicht richtig zu tauen begonnen hatte, führte der Fluss nur wenig Wasser.


Casa de Lata (2.450)

Für die Mulis (und später auch für uns) war dann am Salto de Olivares (Gran Salto) endgültig Schluss. Die Mulis kehrten sofort um, wir versuchten noch eineinhalb Tage eine Route durch den steilen Fels-Anstieg zu finden. Die nächste Etappe hätte etwas mehr als 1.000 Höhenmeter. Der Normalweg, war leider mit rutschigen Schnee bedeckt und vereist. Mit schweren Gepäck nicht begehbar. Wir sind ein paar Alternativen geklettert und haben mit leichtem Gepäck die Wand auch durchsteigen können, dann aber nichts oben gelassen.





Insgesamt war der Zustand nicht so, dass man noch von einer sicheren Route sprechen konnte. Die Wettervorhersage für die möglichen Gipfeltage sah ebenfalls nicht gut aus, mit Sturm zwischen 80 und 120 km/h, oberhalb von 5.000 Metern.
Also packten wir unsere Sachen, bestellten die Mulis vorzeitig und traten den Rückweg an. Zum Glück ist es noch so, dass man nicht auf jeden Berg zu jeder Zeit steigen kann. Mutter Natur hat das letzte Wort. Wir akzeptieren das!


Salto de Olivares (Grand Salto)

Ursprünglicher Zeitplan:
  • Tag 1: Transfer Santiago - Bocatoma (2.020) Trekking Bocatoma - Casa Lata (2.450)
  • Tag 2: Trekking Casa Lata - Salto de Olivares (2.800)
  • Tag 3: Salto Olivares - Campo 1 (3.800)
  • Tag 4: Campo 1 - Campo 2 (4.300)
  • Tag 5: Campo 2 - Campo Alto (5.200)
  • Tag 6: Campo Altos - Gipfel (6.070) - Campo Alto
  • Tag 7: Campo Altos - Salto de Olivares
  • Tag 8: Salto Olivares - Casa Lata
  • Tag 9: Casa Lata - Bocatoma - Transfer Santiago
Oberhalb Salto Olivares reichen auch zwei statt der drei Camps. Man sollte dann aber trotzdem einen Reservetag planen. 



2018/08/09

Ancohuma (6.427, AD)

Am dritthöchsten Berg Boliviens beeindruckt vor allem sein riesiger Gletscher, der größte der Cordillera Real. Er versorgt das Städtchen Sorata und die umliegenden Siedlungen mit kostbaren Wasser, für deren Landwirtschaft. 
Eine Besteigung des Ancohuma ist eine schöne Herausforderung, wenn auch seine technischen Schwierigkeiten nicht an die des Illampu heran reichen.



Blick über den oberen Gletscher zum Gipfel

Das Trekking starteten wir von einer Minen-Straße, oberhalb Soratas, aus einer Höhe von 4.000 Metern. Der Weg zum Basislager ist meist gut sichtbar, jedoch recht lang (5:30 Stunden) und beinhaltet einige steile Passagen. Die Route wird zuweilen auch von Treckern begangen, die nur zur Laguna Glaciar wollen oder auch nur zur Laguna Chillata, welche auf dem Weg liegt.
Für den Transport der Ausrüstung und Lebendmittel zum Basislager (5.038) nutzten wir die Hilfe heimischer Träger.


Vamos a Ancohuma

Im Basislager an der Laguna Glaciar richteten wir uns für drei Tage und vier Nächte ein. Unser Programm war diesmal ziemlich entspannt. 1. Tag: Materialtransport auf 5.460 Meter und noch leichte Erkundung des Gletschers bis 5.550 Meter. 2. Tag: Ruhetag, bzw. leichte Wanderung an den Fuß des Pico Schulze, bis auf 5.200 Meter. 3.Tag: Gipfeltag, d.h. Aufstieg ohne weiteres Hochlager vom BC.
Koordinaten Basislager: S.15°49.697'' W.68°34.013 / 5.038m.


Zelte, Basislager (links unten) & Titicaca-See (rechts oben)

Unseren Materialtransport nutzten wir auch, um den ersten Teil der Route zu erkunden. Diese führt von der Laguna Glaciar zunächst 300 Meter einen steilen Geröllhang hinauf. Es gibt keinen richtigen Pfad, nur ein paar Steinmännchen weisen den Weg. Zur Sicherheit setzte ich einige GPS-Punkte, denn schließlich würden wir am Gipfeltag in der Nacht aufsteigen.
Unser Depot legten wir auf 5.460 Metern an. (S.15°50.695'' W.68°34.008'') An dieser Stelle etwa, betritt man auch den Gletscher. Mögliche Plätze für ein Highcamp gäbe es dort ab 5.500 immer wieder, bis auf fast 6.000 Meter.


morgendlicher Blick zurück, zum Gletscher

Unsere Nacht vor dem Gipfel war nicht lang. Kurz nach Mitternacht standen wir auf und frühstückten. Schon 01.15 Uhr gingen wir los und fanden, fast ohne Verlaufer" den richtigen Weg durch den Geröllhang, und weiter zu unserem Depot. Nach einer kleinen Rast, stiegen wir den wilden Gletscherbruch hinauf und suchten unseren Weg in der Dunkelheit.




GPS Tracks:
  • Trecking zur Laguna Glaciar (Basislager)
  • Gipfeltag (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann deutlich abweichen)

Im Mondlicht konnten wir ganz gut die Richtung zum Nordwestgrat des Ancohuma erkennen. (rechts des Gipfels) Das Gletscherplateau, oberhalb der Bruchzone, ist riesig und spaltenreich. Es gibt immer mal auch kurze Steilstücke. Eine erkennbare Spur existierte nicht. Der Schnee war immer ausgezeichnet.




Im letzten und längsten Steilstück, hatten wir bereits Tageslicht aber noch keine Sonne. Es war bitterkalt, als wir in Richtung Grat kletterten. Eine große Spalte, etwa auf 6.200 Metern, umgingen wir auf deren rechten Seite, über eine steilen Rampe. (ca. 80 Meter)
Auch auf dem Grat hatten wir noch keine Sonne. Sie versteckte sich hinter dem Gipfel. Über ca. 100 Metern ist der Grat etwas schmal und ausgesetzt, öffnet sich anschließend aber zu einem breiten Gipfelrücken, dessen Besteigung keine Schwierigkeit darstellt. Wir standen 8:45 Uhr, nach 7,5 Stunden Aufstieg, auf dem Gipfel und konnten endlich die wärmende Sonne spüren.


Ancohuma Gipfel (6.427 Meter)

Gipfeltag: 01.06.2018



2018/07/18

Illampu (6.372, D)

Man sagt der Illampu sei der "wahre König" der Königs-Kordilleren. Seine steilen, abweisende Eisflanken überragen alle ihn umgebenden Gipfel, außer dem des Ancohuma. Selbst die Normalroute auf den Illampu ist technisch anspruchsvoll und schwierig.

Von La Paz kommend, fuhren wir zunächst nach dem kleinen Ort Sorata (2.800), am Rande des Illampu-Massivs. Sorata ist stark indigen geprägt und nicht besonders touristisch. Dennoch gibt es eine Reihe einfacher Hostals und Möglichkeiten zum Einkauf. Wir wohnten im Hostal las Piedras, am Ende des Ortes.


Sorata, mit Illampu im Hintergrund

Obwohl der Illampu von Sorata aus, zum Greifen nah erscheint, ist die Annäherung ein wenig aufwändig. Zunächst fuhren wir mit einem Allrad-Taxi zu dem kleinen Gebirgsdorf Lakhathiya auf 4.000 Metern Höhe. Die 90-minütige Fahrt bediente alle Klischees, welche man von Autofahrten in Bolivien schon mal gehört hat: steile, enge Fahrwege mit Gegenverkehr, tiefe Abgründe und abgestürzte Autowracks auf deren Grund.
Unser Guide Henry, hatte für das Trecking zum Basislager Träger und Mulis organisiert, welche in Lakhathiya bereits warteten. Wir selbst konnten mit leichtem Rucksack die erste Etappe, zum Basislager "Aquas Calientes", in Angriff nehmen. (4 Stunden Gehzeit)


Lakhathiya

Es gibt einen sichtbaren Pfad, nach Osten, auf den Huila-Khota-Pass zu. Den höchsten Punkt habe ich dort mit 4.850 Metern gemessen. Zum Camp geht es wieder 250 Meter hinab. Der gesamte Weg ist gut genug, dass er auch von den Mulis begangen werden kann. Danach ist allerdings Schluss für die zähen Tragetiere.

Eine alternative Route nach Aquas Calientes gibt es ab dem Ort Ancohuma. Das Trekking dauert ebenfalls 4 Stunden und hat einen flacheren Verlauf. Die Fahrt von Sorata nach Ancohuma soll etwa 3 Stunden benötigen.
Koordinaten Basislager "Aquas Calilentes": S.15°46.916'' W.68°33.137'' 4.607m.


Trekking auf der ersten Etappe

Am nächsten Tag stiegen wir weiter zum Illampu Highcamp auf. Dem Weg war anfangs nicht ganz einfach zu folgen. Er führt linkerhand steil auf und zunächst durch felsiges Gelände, in das nächste Tal hinein. Dort wird die Gletschermoräne sichtbar und der Weg folgt deren Schuttgrad. Wir errichteten unser Camp nach 3,5 Stunden Gehzeit, relativ niedrig auf 5.100 Metern. Die Plätze befinden sich etwas abseits auf der rechten Seite, zwischen den Felsen.
Koordinaten: S.15°47.848'' W.68°33.040 5.074m.

Sehr häufig legen Expeditionen das Highcamp deutlich höher direkt auf den Gletscher. Oft sogar auf 5.600 Meter, unmittelbar vor die Eiswand, wo die technische Kletterei beginnt. Ein solches Lager kürzt den Gipfeltag merklich ab, bedeutet aber entsprechend ein längeres Trekking mit schweren Gepäck.


Illampu Highcamp (5.100 Meter)

Vom Standort unseres Highcamps ist die weitere Route nur teilweise einsehbar.
Am Gipfeltag starteten wir sehr zeitig, d.h. 2.00 Uhr Nachts. Wir stiegen die Moräne weiter aufwärts, konnten bald den Gletscher betreten und näherten uns der steilen Eiswand an, die wir noch in der Dunkelheit erreichten.



GPS Tracks: 
  • Trecking zum Basislager "Aquas Calientes
  • Aquas Calientes zum Highcamp 
  • Gipfeltag (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann deutlich abweichen)

Am unteren Ende der Wand zog sich fast durchgehend eine tiefe Randspalte, welche wir ganz links auf eine Schneebrücke überquerten. An dieser Stelle ist die Wand allerdings sehr steil (65°) und sehr hoch. (450 Meter) Wir traversierten darum etwas nach rechts und ersparten uns dadurch etwa 100 vertikale Meter, aber kaum Steilheit.
Die Empfehlung ist es, in dieser Wand Fix-Seile zu befestigen, insbesondere auch, um im Abstieg schneller zu sein. Als 2er-Seilschaft haben wir darauf verzichtet, setzten allerdings zweimal eine Standplatz-Sicherung ein. Am Morgen war das Eis manchmal so hart, dass ich kaum die Spitze der Eispickel einschlagen konnte. Insgesamt fanden wir in der Wand aber gute Bedingungen vor. Wegen der Steilheit mussten wir natürlich immer konzentriert bleiben.
Kurz nach Sonnenaufgang (6.30 Uhr) hatten wir die Wand durchstiegen und standen auf dem West-Grat, fast auf 6.000 Metern Höhe. Bis dahin lagen wir im Zeitplan.


Illampu West-Grat (Normal-Route) Blick vom Ancohuma aus.

Der breite Grat sah zunächst nach keiner großen Herausforderung aus und man hätte denken können in 2 bis 3 Stunden den Gipfel zu erreichen. Allerdings mussten wir noch einmal einen Abstecher in die Eisflanke machen, weil eine breite Spalte den Normalweg teilte. Diese Traverse, erforderte zweimal Standplatz-Sicherung und etwa 2 Stunden zusätzliche Zeit!
Im oberen Teil des Westgrades gab es immer mal wieder kleine Spalten und kurze Steilstücke, im Großen und Ganzen aber meist guten Schnee.

Auf 6.333 Metern war für uns dann Schluss. Wir wussten natürlich, dass die letzten 40 Meter technische Kletterei beinhalten würden. Trotz der vielen Umwege und einer langen Aufstiegszeit (9:30 Stunden) waren wir dafür bereit. Die Bedingungen jedoch waren sehr schlecht: eine tiefe Randspalten und ein extrem steiler (teilweiße überhängender) Abbruch hätten Eiskletterei mit 5 bis 7 Eisschrauben bedeutet, die wir in dieser Anzahl nicht dabei hatten. Außerdem wohl noch einmal sehr viel Zeit. Der Anblick der finalen Kletterstelle entschädigte ein wenig. Ebenso der perfekte Weitblick, der sich schon von dieser Stelle bot.


letztes Steilstück zum Gipfel (6.333)

Henry und ich blieben eine halbe Stunde am höchsten Punkt. Im Abstieg gab es wieder Komplikationen, hauptsächlich in der steilen Flanke. Inzwischen war dort der Schnee sehr aufgeweicht und rutschig. Dadurch konnten wir nicht mehr der Aufstiegs-Spur folgen und mussten uns eine neue Route suchen. Am Ende traversierten wir weit nach rechts, auf den Pico Schulze zu. Ein anderes Problem war ja die tiefe Randspalte am Boden, die nur auf der linken Seite und rechts am Pico Schulze überwindbar war. Wir waren diesmal stundenlang in der Wand. Immer wieder mussten wir auch aufsteigen. Die letzte halbe Stunde kletterten wir bereits in Dunkelheit.
Am Wandfuß angekommen, wäre es schön gewesen, hätten wir dort unser Highcamp. Leider mussten wir weitere 500 Höhenmeter im Gletscher absteigen. Wir erreichten die Zelte kurz vor 22 Uhr. Was für ein Tag: 20 Stunden Kletterei!


Illampu im Abendlicht (Blick vom Highcamp)

Im Büro der Bergführervereinigung in Sorata erfuhren wir später, dass keine Besteigung des Illampu-Gipfelaufschwungs, innerhalb der zurückliegenden 2 Jahre, bekannt wurde. Im Moment ist nicht absehbar, ob sich die Bedingungen am wohl schwierigsten 6.000er Boliviens, wieder bessern werden.
Der Illampu wird insgesamt selten bestiegen. Während unseres Aufstiegs sahen wir keinerlei Spuren vorangegangener Versuche. Allerdings konnten wir 4 Tage später, vom Ancohuma Gletscher aus, zwei Bergsteiger unseren Spuren folgend absteigen sehen.
Alain Mesili erwähnt in seinem Buch "Nevados" gute Biwak-Plätze auf dem West-Grat, für den Fall einer späten Rückkehr vom Gipfel. Der Abstieg ist lang und nicht einfach.

Gipfeltag: 26.05.2018


Literatur: Alain Mesili "Nevados - Guidebook for the bolivian Andes" (ISBN: 978-99954-862-7-3)




2018/06/25

Condoriri - Cabeza de Condor (5.680, AD+)

Der Kopf des Kondors bildet den höchsten Punkt des Condoriri-Massiv. (5.680 Meter) Ein herrlicher Gletscher, technisches Klettern in einer steilen Rinne, sowie ein ausgesetzter Gipfelgrat machen die Besteigung zur Traum-Tour 

Von unserem Basislager sind wir diesmal zeitig aufgebrochen. (3:30 Uhr) Wir wollten den Gletscher und Gipfelgrat früh erreichen, wenn der Schnee noch fest und sicher ist.
Zunächst führt die Route allerdings durch Fels und Geröll. Vom Lager oberhalb der Lagune ist der Weg am Anfang identisch mit dem Weg zum Cerro Austria, zweigt dann allerdings in Richtung Gletscher ab. Der Pfad ist dann schwieriger zu erkennen und zuweilen sehr ausgesetzt, aber nicht wirklich schwierig zu klettern. Den Gletscher erreicht man etwa auf einer Höhe von 5.200 Metern.



Cabeza de Condor (rechts) / Ala Izquierda (links)

Dort angekommen konnten wir im Schnee einer Spur folgen, welche rechterhand in Richtung Cabeza de Condor führte. Am Anfang war es ein angenehmes Gehen im flachen Gletscher, mit nicht einmal besonders vielen Spalten. Das letzte Steilstück sind wir kraftsparend im Zickzack aufgestiegen. Oben führten die Spuren noch einmal flach zum Einstieg der steilen Canaleta, einer vereisten Rinne zum Südwest-Grat. Dort erreichten wir eine 4er Gruppe, bestehend aus 2 Franzosen und 2 bolivianischen Guides. Da, wegen Stein- und Eisschlag-Gefahr die Canaleta nur einzeln bestiegen werden sollte, mussten wir warten.



Gletscheraufschwung zum Gipfelaufbau


Der Zustieg zur tückischen Rinne erfolgt über eine auf-steilende Schneeflanke und sieht zunächst nicht dramatisch aus. Ich wunderte mich, dass die Franzosen nicht so richtig voran kahmen. Am Anfang lag in der 40 - 50 Grad steilen Canaleta noch guter Schnee und man konnte sich auch im Fels festhalten. Im Mittelstück steilte das Gelände weiter auf und es gab ein paar Meter Eiskletterei zwischen 70 und 75 Grad.
Der Ausstieg bietet einen kleinen Standplatz für 1 bis 2 Personen. Allerdings muss man danach auf den schmalen Gipfelgrat umsteigen.


Canaleta


Entlang des Grates hatten wir guten Schnee und konnten uns einigermaßen sicher bewegen. Es gibt zwei mixed Kletterstellen, die besondere Aufmerksamkeit benötigen. Nur hier haben wir am Berg zwischengesichert. Der Grad ist vielleicht 200 Meter lang und hat meist nur eine Breite von 30 Zentimetern. Am Gipfel breiter.



GPS-Track Download (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann deutlich abweichen)

Im Aufstieg sind wir direkt dem Grat gefolgt. Im Abstieg, aufgrund mittlerweile weichen Schnees, zum Teil seitlich der Grades traversiert. Die Grat-Begehung kostet volle Konzentration. Ich habe weder nach links noch rechts geschaut, nur auf den Meter vor mir. In der Canaleta seilten wir ab.



Cabeza de Condor, Gipfel

Insgesamt waren wir für diese Tour fast 12 Stunden (11km) unterwegs, wobei wir uns am Anfang kurz verlaufen und an der Canaleta 45 Minuten gewartet hatten. Den Gipfel erreichten wir nach 6 Stunden, gegen 9.30 Uhr und verweilten dort gut eine halbe Stunde. Viel später sollte man nicht absteigen. Der Schnee beginnt dann weich zu werden. Nachdem wir vom Grat runter waren und die Canaleta abgeseilt war, haben wir ein bisschen gebummelt.

Gipfeltag: 20.05.2018


Literatur: Alain Mesili "Nevados, Guidebook for the bolivian andes"

2018/06/15

Condoriri / Piràmide Blanca (5.230, PD)

Wenn man von La Paz / El Alto in Richtung Titicaca-See fährt, kann man in der Ferne eine Bergformation erblicken, die an einen Kondor mit ausgebreiteten Flügeln, erinnert. Umgeben ist dieser Condoriri von weißen Gletschern und anderen 5.000ern. Für uns gerade richtig, im nächsten Schritt der Höhen-Akklimatisation.





Anders als bei der Besteigung des Pequeno Alpamayo, vor 2 Jahren, legten wir unser Basecamp an die Nordseite der Laguna Chiar Khota. Inzwischen gibt es dort eine Hütte, in deren Umfeld wir unsere Zelte aufschlugen. Dieser Punkt ist etwas näher an den Bergen, als das Camp auf der Südseite, welches nach wie vor genutzt wird.


die neue Hütte an der Laguna Chiar Khota


Von hier bestiegen wir drei Berge: Piràmide Blanca (5.230), Capeza de Condoriri (5.696) und Pico Tarija (5.300). Während sich der Weg zum Kopf des Kondors (Capeza de Condoriri) nach Westen schlängelt, führt die Route zur Pirámide Blanca und Tarija nach Norden, den nahen Gletscher hinauf. 


Piràmide Blanca (Jis'ana)

GPS-Trak: Pyràmide Blanca (Warnung: Route führt über Gletscher und ungesichertes Gelände. Aktueller Routen-Verlauf kann etwas abweichen) 

Im Falle der Tarija ist sie 100%ig identisch mit der Route zum Pequeno Alpamayo (Beschreibung: Link oben), für dessen Besteigung eine Überschreitung des Pico Tarija, an dessen höchster Stelle, notwendig ist. Zur Piràmide Blanca geht man dem Gletscher zu etwa zwei Dritteln in Richtung Tarija und wendet sich dann aber nach rechts. Dort geht es etwa 40° steil eine Schneerampe hinauf.


Piràmide Blanca (5.230)

Es folgt eine leichte Felskletterei nach rechts und etwas Kletterei auf rutschigen Sand. In dieser Passage trägt der Berg seinen Namen zu unrecht. Kurz vor Erreichen des Gipfels konnten wir jedoch, auf der Bergrückseite, noch einmal Schnee berühren. Diese Stelle ist etwas steiler als es das Foto unten abbildet. Wir kletterten das Stück einzeln, uns gegenseitig sichernd. Die Fallhöhe wäre nicht gering. Oben noch leichte Kletterei auf den felsigen Gipfelaufbau und wir konnte die geniale Aussicht genießen.



unsere Spuren im Schnee (Blick vom Gipfel der Piràmide Blanca)

Unser Gipfeltag war der 19.05.2018. Die Schneebedingungen waren gut. Nach herkömmlicher Meinung, gilt der Mai nicht als Kletter-Saison. Wahrscheinlich stimmt das nicht. Die Bolivianer klettern selbst im Mai und teilweise sogar schon im April. Juni bis August seien nur aus dem einen Grund "Saison", weil dann in Europa und Nord-Amerika die Ferienzeit sei. Tatsächlich hatten wir in drei Wochen nur einen Regentag und meist nur mäßig starken Wind.


Absteigende 3er Seilschaft aus Richtung Tarija / Pequeno Alpamayo (Blick von Piàmide Blanca)





2018/06/07

Cordillera Real

Bolivien ist ein großes Land und bietet Bergsteigern viele Möglichkeiten. Am schönsten ist es jedoch in der Cordillera Real, nördlich von La Paz. Die Berge haben steile Flanken, messerscharfe Grate und ragen oft über 6.000 Meter hoch. Die Gipfel-Auswahl ist groß und man muss sich entscheiden. Unsere Reise teilte sich in zwei Etappen:
  1. 5.000er der Condoriri-Area 
  2. 6.000er am Illampu-Massiv

Ancohuma Basislager "Laguna Glaciar" auf 5.038 Metern

Noch bevor wir zum Condoriri gegangen sich, haben wir bereits einen 5.000er zur Akklimatisation bestiegen: Cerro Saturno (5.006) Ein leichter Trecking-Berg, nahe dem Coroico-Pass, welchen man mit öffentlichen Bussen erreichen kann. Ein Tages-Ausflug. An diesem Tag (erst dritter Tag in Bolivien) hatte ich leichte Symptome der Höhenkrankheit (Schwindel, Muskelschwäche), danach allerdings nicht noch ein einziges Mal.


Im Condoriri bestiegen wir:
  • 6. Tag: Piràmide Blanca (5.230)
  • 7. Tag: Capeza de Condoriri (5.696) 
  • 8. Tag: Pico Tarija (5.300)

nach einem Ruhetag, Reise nach Sorata und Trecking:
  • 13. Tag: Illampu (bis 6.333)
  • 19. Tag: Ancohuma (6.425)

Unten noch das Höhen-Diagramm der Reise. Beschreibungen der Berge folgen.



Höhen-Diagram / Akklimatisations-Verlauf




2018/05/15

La Paz (Bolivien)

Endlich wieder hier. Atemberaubend, 3.700 Meter hoch. Wir werden drei Tage in La Paz verbringen, kleine Ausflüge machen und gehen dann zur Laguna Chiar Khota (4.700) am Nevado Condoriri. Der Plan ist zur Akklimatisation zwei oder drei 5.000er zu besteigen. Anschließend geht's nach Norden, über Sorata, in die Region um den Illampu.

La Paz ist wunderbar. Zurzeit laufen die Proben und Vorbereitungen zum "Gran Poder", einem Fest, mit tausenden, kostümierten Teilnehmern. Es findet in diesem Jahr am 26./27. Mai statt. Dann wird La Paz noch bunter, als es ohnehin schon ist. Es wird gefeiert und viel getrunken. Wir sind dann allerdings in den Bergen.
Im Moment wohnen wir preiswert im Sol Andino Hostal, Calle Aroma, einer Nebenstraße der Av. Illampu. In diesem Bereich befinden sich einfache Backpacker-Hostals, mit guter Qualität zu kleinem Preis. Von unserem Dach kann man über die Stadt schauen und in der Ferne den Illimani (6.438) erblicken.






Die Bergs-Saison hat noch nicht richtig begonnen. Das Wetter sieht aber schon gut aus. Die hiesigen Wintermonate (Juni, Juli, August) gelten als ideal und werden von den Bergsteigern bevorzugt....


2017/03/23

Videos Llullaillaco

Ich habe ein kurzes Video (2:40 Min) unserer Llullaillaco-Besteigung geschnitten. Es setzt etwa auf einer Höhe von 6.300 Meter an und bildet natürlich auch unsere Gipfel-Ankunft ab. Nach Minute 2:20 habe ich einen Blick zur Plattform eingefügt, wo 1999 die drei Inka-Mumien gefunden wurden. Diesen exklusiven Blick haben, in manchen Jahren kein Dutzend Bergsteiger.





Noch mehr Mühe hat sich unser Kamerad Jörg Lenk gemacht und eine 25-minütige Dokumentation, der gesamten Expedition "Auf den Spuren der Inkas" geschnitten. Sie enthält eine Menge interessante Information zur Kultur der Inkas und deren Rituale in den Bergen vor über 500 Jahren.





Bei einigen von Jörgs Aufnahmen kam eine Flug-Drohne zum Einsatz. Auch auf dem Gipfel des Llullaillaco. Zum Aufnahmezeitpunkt und wahrscheinlich noch immer, war es der höchste Einsatz einer handelsüblichen, nicht-militärischen Drohne. (vorher 6.500m.)


2017/03/02

Llullaillaco (6.739)

Nachdem unsere Expedition an Plomo und Pili die Spuren der Inkas aufgenommen hatte, folgten wir diesen noch etwas nach Norden. Unser Ziel war der Llullaillaco, mit der höchstgelegenen Fundstätte menschlicher Mumien. Außerdem wollten wir der Wissenschaft einen Dienst erweisen und den Datalogger einer Wetterstation am Gipfel wechseln.

Dazu brauchten wir natürlich selbst gutes Wetter. Im Grunde genommen gab es das auch: allerdings immer nur am Vormittag. Gegen 14 Uhr zog täglich der Himmel zu und zwischen 15 und 18 Uhr entluden sich heftige Gewitter. (Wetterverlauf wie in San Pedro und am Pili)
Damit konnten wir unseren Plan vergessen, eine Besteigung mit Hochlager (auf 6.100 Meter) zu machen. Uns blieb nur die Möglichkeit vom Basislager (S24°43.806' / W68°34.670' / 5.063) in einem Zug zum Gipfel zu steigen, 1.676 Höhenmeter.


Llullaillaco bei der Anreise von chilenischer Seite

Entsprechend zeitig mussten wir aufbrechen. Wir verabredeten uns um 23 Uhr im Essens-Zelt und marschierten Mitternacht los. Unser Plan sah vor, dass wir 10 Uhr den Gipfel erreichen oder umkehren müssten.
Vom Basislager geht man zunächst etwa 20 Minuten auf den Berg zu und steigt dann linker Hand eine Flanke hinauf, welche zu einer Rippe des Llullallaco führt. Dieser folgt man seitlich, einigermaßen Windgeschützt, bis es auf etwa 5.900 Metern in eine lange Rinne übergeht, welche zum Sattel zwischen den beiden Gipfeln führt. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg.
Ungefähr auf Höhe des geplanten Hochlagers (6.100) zogen wir die Steigeisen an und gingen etwa 200 Höhenmeter, in z.T. tiefen Schnee. Weiter oben war der Schnee fester oder wir kämpften uns am Rinnen-Rand durch großes Blockgestein. Die Steigeisen brauchten wir dann nicht noch mal.


Aufstieg am Llullaillaco, etwa 6.400 Meter

Schon ab 5.700 Metern zeigte sich unsere Gruppe (7 Bergsteiger) unterschiedlich leistungsstark. Alle hatten wir jedoch den Willen gemeinsam auf dem Gipfel zu stehen. Wir kamen nur langsam voran. 10 Uhr fehlten uns noch 150 Meter, mehrere Vorgipfel nervten uns, aber endlich kurz vor 11 Uhr erreichten wir geschlossen den höchsten Punkt. Was für ein Erfolg!


Gipfel Llullaillaco (6.739)

Das Wetter war am Gipfel anfangs noch gut. Wir konnte schöne Fotos und Filmaufnahmen machen. Der Wechsel des Dataloggers funktionierte problemlos. Wir richteten außerdem den kleinen Mast der Wetterstation etwas auf.
Vom Gipfel kann man hinüber zur, etwas niedriger liegenden, Fund-, bzw. Ausgrabungsstätte der 3 Inka-Mumien blicken. Obwohl ich mich sehr gut fühlte und ich sehr gerne dorthin gegangen wäre, musste ich verzichten. Die Stelle liegt entgegengesetzt der Aufstiegs-Route, man muss also zunächst ab- und dann wieder aufsteigen. Wir lagen über 60 Minuten hinter der Umkehrzeit und es zogen Wolken auf.


Fundstätte der Inka-Mumien / aufziehende Wolken


Das Gewitter erreichte uns im Abstieg gegen 14 Uhr. (etwa auf 5.800 Metern) An dieser Stelle gab es nichts, wo man hätte Schutz suchen können. Wir lagen 20 Minuten flach am Boden, während sich um uns herum die Blitze entluden. Dann entfernten die Einschläge sich ein wenig. Wir warteten noch etwas und stiegen, bzw. rannten, den Berg hinab.
Leider begann es dann abermals und diesmal lagen wir 45 Minuten flach auf dem Bauch. Unsere Rucksäcke ließen wir den Berg abrollen, die Treckingstöcke schleuderten wir weit von uns weg. Um uns, über uns, überall entluden sich die Blitze. Teilweise hörten wir Sekunden vorher ein Knistern in der Luft dann blitze und knallte zu gleichen Zeit. Manchen von uns wurden Mütze, Bart und Haare heiß. Wir befanden uns genau im Zentrum des Unwetters, welches einfach nicht weiterzog.
Als es dann doch etwas nachließ, begannen wir in gebückter Haltung den Berg hinab zu rennen. Die Rucksäcke schleuderten wir meist vor uns her, damit sie abrollten. Immer wieder mussten wir uns für kurze Zeit hinlegen und warten. Weiter unten wurde es dann irgendwann sicherer. Wir erreichten das Camp kurz vor 17 Uhr.


Gipfeltag: 21.01.2017




2017/02/16

Acamarachi (Vulkan Pili) 6.046

Der formschöne, steil aufragende Vulkan Pili (auch Acamarachi) gehört zu den heiligen Bergen der Inkas. Unmittelbar in Gipfelnähe wurden Federn, Kleider, Gold- und Silberstatuen gefunden. Seine Besteigung ist technisch einfach, erfordert jedoch körperliche Schwerstarbeit über steile Geröllhänge.

Nach einem Reisetag (Santiago - Calama - San Pedro de Atacama) und einem Ruhetag (San Pedro de Atacama), fuhren wir weiter zum, sehr abgelegenen Pili-Basislager. (S23°14.338' W67°35.717'/4582m) Für die Anfahrt durch die Hochwüste der Atacama sind sehr gute Geländewagen und Weg-Kenntnisse erforderlich. Die Landschaft ist atemraubend.

Acamarachi (Vulkan Pilli)

Da die Wetterprognose für den nächsten Tag noch am Besten war, starteten wir den Gipfelversuch ohne weiteren Ruhetag. Dazu sind wir am Morgen, 03.00 Uhr mit dem Geländewagen bis auf 4.900 Meter gefahren. Ab dieser Höhe setzten wir den Aufstieg zu Fuß fort. Es gibt am Pili keinen so richtig sichtbaren Pfad, dazu wird er zu selten bestiegen.



 
Pili Basislager

Unser Aufstieg erfolgt aber ziemlich logisch von Nordosten in den Sattel zwischen Pilli und dem Nachbarberg Colachi hinein. Danach konnten wir, da diesmal wenig Wind herrschte, dem Grat in Richtung Gipfel direkt folgen. Normalerweise sei das nur selten möglich und der beste Verlauf führt dann windgeschützt über die Geröllhänge auf der Nordwestseite.
Entlang des Grates kann man einigermaßen auf festem Untergrund, großem Blockgestein, aufsteigen. In der Nordwest-Flanke macht loses, klein steiniges Geröll den Aufstieg zur Qual.


Aufstieg zum Sattel mit Sonnenaufgang

Die letzten 150 Höhenmeter vor dem Gipfel sind interessant: zunächst passiert man (bei beiden Möglichkeiten) den Kraterrand des Vulkans. Von dort sind die zwei Gipfel gut erkennbar. Der höhere liegt auf der linken Seite. Etwas oberhalb des Kraters (auf der rechten Seite) gibt es eine kleine Plattform, welche von den meisten Bergsteigern gar nicht wahrgenommen wird. An dieser Stelle kann man deutlich Spuren der Inkas finden: rumgedrehte Steine, Holz-Reste usw. Es ist auch die Fundstelle der Gold- und Silber-Statuen und vielleicht liegt da noch was... Ich habe mir diese Stelle im Abstieg angesehen. Allerdings erreicht man die Plattform nicht ohne Gegen-Anstieg.

Zum Hauptgipfel geht es zunächst über Blockgestein weiter. Zum Schluss gibt es eine kleine Kletterei, fast wie am Ojos de Salado.


Acamarachi Gipfel

Am Gipfel verweilten wir vielleicht 20 Minuten. Wir sahen hier schon schwarze Wolken aufziehen, welche ein Gewitter ankündigten. Einen ähnlichen Wetterverlauf, mit starkem Gewitter ab 15 Uhr, hatten wir bereits am Vortag beobachtet. Ebenso die beiden Tage in San Pedro de Atacama.
Vielleicht war es darum nicht ganz schlau, dass ich im Abstieg den Abstecher zur Inka-Plattform machte. (30 Minuten) Im Nachhinein möchte ich ihn aber nicht missen. Es ist ein faszinierender Ort und ich bildete mir in den Minuten dort ein, eine besondere Energie zu spüren.

Dann, im weiteren Abstieg wählten wir den steilen, steinigen Weg durch die Nordwest-Flanke. Dort ist Vorsicht geboten: leicht können sich auch große Steine lösen und gefährlich den Berg hinab schießen.
Kurz vor dem Sattel befindet sich ein Holz-Depot aus der Inka-Zeit. Sie müssen dieses Holz als Brennholz oben auf der Plattform verwendet haben, wo es früher auch eine Pirca (einfache Schutzhütte) gab. Im trockenem, frostigen Klima war das Holz sehr gut erhalten.


500 Jahres altes Holz an den Hängen des Pilli

Gegen 14:30 Uhr, im Abstieg vom Sattel ging das Gewitter los. Wir erreichten diesmal sicher die Autos. Die Wetterlage in der Region, begann uns jedoch Sorge zu bereiten. Sie ist nicht normal im Januar. Es gibt ein kurzzeitiges Wetterphänomen, üblicherweise im Februar: den "bolivianischen Winter" (Inverno Boliviano). Dieser scheint sich in den letzten Jahren verschoben, ausgeweitet und in Stärke zugenommen zu haben. Die Chilenen sind beunruhigt: die Atacama-Wüste ist seit hunderten Jahren eine der trockensten Regionen der Erde. Sie kann kaum Wasser aufnehmen und es kommt nun immer häufiger zu Überschwemmungen und Verwüstungen, weil innerhalb weniger Minuten riesige Wassermengen herab stürzen. Tatsächlich haben wir vielerorts unterspülte Straßen angetroffen und reisenden Abflüsse, da wo zuvor nur trockener Wüstensand war.


Gipfeltag: 15.01.2017



2017/02/07

Cerro Plomo (5.424)

Seine weißen Gletscher leuchten, bei klarer Sicht, hoch über Santiago und locken im Sommer eine Vielzahl Bergsteiger an. Nicht erst seit der Neuzeit. Vor über 500 Jahren begab sich das Volk der Inka zum Plomo um, weit oben am Berg, ein Kind zu opfern und zu begraben.

Unsere Expedition folgte den Spuren der Inka. Der Plomo sollte der erste von drei heiligen Bergen sein, welche wir besteigen wollten. Mit 5.424 Metern Höhe und der Nähe zu Santiago, eignet er sich ideal zu Akklimatisation und zur Vorbereitung auf noch höhere Ziele.


Camp "Piedra Numerada" und Cerro El Plomo

Theoretisch kann dieser Berg, ab Santiago, in nur 3 Tagen bestiegen werden. (volle Akklimatisation vorausgesetzt) Wir nahmen uns etwas mehr Zeit und verweilten in den Camps für jeweils 2 Nächte: Piedra Nummerade (3.550), Camp Federacíon (4.120). Das Trecking begann ab Valle Nevado auf knapp 3.000 Metern. (Santiago ist 800 Meter hoch) Ursprünglich sah unser Plan auch eine Besteigung des Cerro Leonera (4.954) direkt oberhalb des Camps Federacion, vor. Wegen schlechtem Wetters gaben wir dieses Vorhaben jedoch auf.


unterer Abschnitt der Gipfel-Etappe, etwas rechts der Mitte: Camp Federacion (orangene Zelte)

Wie die meisten Gruppen, starteten wir am Gipfeltag vom Camp Federacion und hatten über 1.300 Höhenmeter zurück zu legen. Alternativen bieten sich sonst mit dem Camp "La Hoya" (4.300) oder ab der Biwak-Schachtel Refugio Agostini (4.600, kein Wasser).
Wir starteten am frühen Morgen 4:30 Uhr und erreichten 12.00 Uhr den Gipfel.


Iver Gletscher


Die Normal-Route folgt im unteren Teil einem gut sichtbaren Pfad im Geröll. Oberhalb des Refugio Agostini geht es dann zunehmend durch steiniges Gelände, u.a. eine von den Inkas angelegte Querung zur Pirca del Inkas (5.050). Nach einer einfachen Gletscher-Querung erreicht man auf 5.140 Metern die Opferstelle der Inkas. Der verbleibende Weg zum höchsten Punkt ist leichtes Geh-Gelände. Uns machte lediglich ein starker Wind zu schaffen und natürlich die dünne Luft.


Opferstelle der Inka, auf dem Cerro Plomo

Das die Inka hohe Berge in den Anden und der Atacama-Wüste bestiegen, ist mittlerweile gut bekannt, wenn auch verwunderlich. Der Cerro Plomo, mit seinem weit sichtbaren Gletscher, galt wohl als Wasserspender, als heiliger Berg...
Keineswegs üblich waren regelmäßige Menschenopfer auf den Bergen. Solcher Opfer wurden nur zu selten Anlässen gemacht: langen Dürre-Perioden, bevorstehenden Kriegen usw. Die Opfer wurden gezielt ausgewählt und entstammten den höchsten, gesellschaftlichen Schichten, meist dem Königshaus. Sie wurden jahrelang auf diese "Capachocha" genannte Zeremonie vorbereitet. Selten fanden sich Spuren von Gewalt an den mumifizierten Leichen.


Plomo-Gipfeltag: 10.01.17


2016/09/05

Tupungato Video

Ich habe ein kurzes Video von der Besteigung von Tupungatito (5.913) und Tupungato (6.570) geschnitten. Die beiden Berge liegen in den Anden, an der Grenze von Chile und Argentinien. Wir waren im Februar 2016 dort.





Es ist nur ein kurzes Video, gibt aber ganz gut den Charakter der Tour wieder. Im zweiten Teil folgten wir allerdings nicht der Normal-Route zum Tupungato. (siehe auch Eintrag vom 28.02.16) Am Tupungato haben wir nur auf dem Gipfel gefilmt, in der Südwest-Wand nur fotografiert.




2016/05/12

Dorly Marmillod - Pionierin der Anden

Die Schweizerin Dorly Marmillod (geborene Eisenhut) bestieg in den Jahren zwischen 1938 und 1960, gemeinsam mit ihrem Ehemann Frédéric, eine Vielzahl hoher Berge in Südamerika. Häufig stand Dorly als erste Frau auf deren Gipfeln. 
Während sie in Südamerika heute noch verehrt wird, finden sich in Europa kaum Dokumente ihrer Erfolge.

Zum ersten Mal las ich im März 2014 bei einem Aufenthalt im Refugio Lo Valdés in Chile von Dorly und Frédéric , in einer Chronik des Deutschen Anden Vereins. Ihre Geschichte ist atemberaubend.

Mit 9 Jahren verliert Dorly ihren Vater, der einem Herzschlag beim Baden im Bodensee erliegt. Auf der Suche nach einem neuen Einkommen verschlägt es die Familie nach Montreux, wo sie den Chemiker Frédéric Marmillod kennen lernt und 1934, zwanzigjährig, heiratet. Sie folgt ihm nach Chile und in verschiedene Länder Lateinamerikas, wo Frédéric für den Pharmakonzern Sandoz arbeitet. Ihre vier Töchter werden in Mexico City, Caracas, Lima und Buenos Aires geboren. Die Erziehung der Kinder übernimmt überwiegend ein Kindermädchen, denn die Berge verlangen viel Zeit. Dennoch sprechen die Kinder heute von einem "schönen Leben" in Südamerika.





Obwohl Dorly ihrem Mann wohl nur folgte, hinterließ sie deutliche Spuren in den Anden, eine eigene Linie durch Südamerika,  ein gelebter Traum.

Bald nach der Ankunft in Chile beginnen die Beiden auf Berge zu steigen. Es ist ihnen wohl nicht bewusst, dass Dorly, als Frau immer wieder Neuland betritt. Die Liste ihrer Erstbesteigungen ist lang. 

Gerade mal 25 Jahre jung ist sie, als sie zusammen mit Frédéric und dem Chilenen Carlos Pederit auf dem, bis dahin als unbezwingbar geltenden, Cero Alto los Leones (5.380) steht. Es folgen zahlreiche Fünf- und Sechstausender in den Anden. Manchmal sind es Erstbesteigungen, häufig Besteigungen als erste Frau oder auf bis dahin un-begangenen Routen. 
1948 kehrt sie als erste Frau lebend vom Gipfel des Aconcagua (6.960) zurück. 1953 eröffnete sie am Aconcagua zusammen mit Frédéric, Fernando Grajales und Francisco Ibániez eine neue und schwierige Route zum Südgipfel, entlang des Süd-West-Grates. (Ibanes-Grajales-Marmillod-Route) 

   

Dorly und Frédéric Marmillod am Placa de Mulas (Aconcagua)


Neben der Gipfelerfolge in Chile / Argentinien füllen zahlreiche Erstbesteigungen in Kolumbien das Gipfelbuch der Marmillods: Simmons (5660m), Castillo (5l23m), Cerros de la Plaza (4957m), Campanario (4986m). In Peru sind es Rajuntay (5477m) und Milluacocha (5480m). 
Ihre gemeinsamen Expeditionen bestechen nicht nur durch die sportliche Leistung, sondern auch durch ihre Unabhängigkeit und Eleganz.

Diese Berge sind keine Trecking-Hügel und es gab in der damaligen Zeit, abgesehen von Last-Eseln, keine Expeditions-Logistik. Die Zustiege der Bergen waren selten erschlossen, oft unbekannt.

1960 kehren die Marmillods in der Schweiz zurück. Wie die 22 Jahre zuvor in Südamerika, steigen sie gemeinsam weiter auf Berge, nun in die Alpen. 1978 geraten Dorly und Frédéric beim Abstieg von der Dent d'Hérens in den Walliser Alpen, in einen nicht absehbaren Wettersturz. Erst nach vier Tagen werden sie gefunden, erfroren Seite an Seite.


2016/03/18

Tupungatito (5.650)

Da wir uns für die Tupungato-Besteigung die SW-Route vorgenommen hatten, bot sich die ideale Kombination mit einer Besteigung des Tupungatito an. Der "kleine Bruder" liegt im Süden genau gegenüber und hat mit 5.650 Metern die ideale Höhe als Eingehberg.




Sein Basislager auf 4.870 Metern diente auch uns als Basis für den Tupungato und ist normalerweise auch Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Tupungatito. Wir hatten allerdings noch ein Highcamp für den Tupungato einzurichten, welches im Sattel zwischen den beiden Vulkanen, auf 5.200 Metern liegen sollte. Wir konnten das eine mit dem anderen verbinden: am 09. Februar versorgten wir das Highcamp und gingen von dort über den Tupungatito zurück zum Basislager.





Es war ein einigermaßen langer (6:30 Stunden) aber genialer Tag. Für den Aufstieg aus dem Norden gibt es keine erkennbare Route. Wir haben uns ein wenig an den Rauchfahnen orientiert, welche aus einem hyper-sauren Kratersee im Süden, aufstiegen. Unser höchster Punkt, den ich mit etwas mehr als 5.650 Metern gemessen hatte, lag dann aber noch ein Stück weit davon entfernt. Der Weg um den halben Krater war wunderbar.





Gipfeltag: 09.02.2016