2013/08/13

Vulkan Pomerape (6.222)


Pomerape vom Parinacota aus fotografiert

Das Foto oben entstand, fast auf den Tag genau, vor zwei Jahren. Damals bestieg ich mit einem Freund den Nachbar-Berg Parinacota (6.342). Diese beiden Berge werden oft als die Payachatas (Zwillinge) bezeichnet. Es sind ruhende Vulkane. Der Parinacota hat eine etwas ebenmäßigere Form als der Pomerape und es existiert dort ein tiefer Krater. Der Pomerape besitzt keinen Krater mehr, ist dafür etwas schwieriger zu besteigen. Er wird auch seltener bestiegen. Sein Gipfel sollte in diesem Jahr mein Ziel sein.


Pomerape Basecamp: S. 18°08'490'' / W. 069°05'835'' / 4.909m.

Es gibt unterschiedliche Routen auf den Pomerape. Wir entschieden uns für einen Aufstieg über den Nord-Ost-Grat.
Der Weg vom Ort Sajama zum Basislager ist lang und wasserlos. Üblicherweise lässt man sich darum von den Dorfbewohnern im Allrad-Fahrzeug bringen. (2 Stunden Fahrzeit) Oft in der Gipfel-Nacht und am selben Tag zurück. Wir aber wollten zwei Nächte in der Einsamkeit verbringen und, auf 4.900 Metern Höhe, unsere Akklimatisation noch verbessern.

Das Basis-Lager befindet sich etwas oberhalb des Endes der Fahrspur. (Koordinaten in der Bild-Unterschrift, oben) Es gibt, wie auch am Parinacota, keinerlei Trinkwasser. Alles Wasser zum Trinken und Kochen (mindestens 4 Liter pro Tag/Person) muss mitgeführt werden.


Parinacota (links) und Pomerape (rechts) rot: Aufstiegsroute ab BC


Unglücklicherweise drehte am Abend unseren Ankunftstages, der bis dahin mäßig wehende Wind auf und erreichte Sturmstärke. Es war die Gipfel-Nacht und an Schlaf nicht zu denken. Auch nicht an eine Verschiebung der Besteigung, denn die Abholung vom Basislager war für den Folgetag um 10.00 Uhr morgens bestellt.
Also verließen Kathrin und ich das Zelt 3:00 Uhr nachts, legten es flach und beschwerten es mit großen Steinen.

Im ersten Teil führt die sandige Route, relativ flach, zum Berg hin. Der Wind kam von vorn, halb links, aus dem Sattel zwischen Parinacota und Pomerape. Kathrin entschied sich nach einer Stunde, kurz bevor die Route unübersichtlicher wurde, schlauerweise zur Umkehr. In der klaren Vollmond-Nacht war das kein Problem.


Schlüsselstelle: Fels-Umgehung auf 5.800 Metern

Am Umkehrpunkt, auf etwa 5.150 Metern, muss man nach rechts in steiniges Gelände drehen, mehr oder weniger in Richtung Nord-Ost-Grat. Ich fürchtete hier die Route zu verlieren, bin jedoch über zwei kleine Neben-Grate ganz gut zum Aufstiegs-Grat gelangt. Im Rückblick sah ich zwei Lichter von nachsteigenden Bergsteigern, die über die Nacht von Sajama gekommen sein mussten.
Der Wind schob vorübergehend von hinten. Die Steigeisen habe ich ab 5.500 Metern gebraucht. Auf dem Nord-Ost-Grad, nach links wendend, hatte ich den Wind wieder im Gesicht.

Die Schlüsselstelle befindet sich bei 5.800 Metern, wo der Grad durch einen Fels-Aufbau unterbrochen wird. Es soll möglich sein, diesen direkt zu durchsteigen. Üblich ist aber die Umgehung auf der linken Seite, erst traversierend, dann ein kurzes Stück steil aufsteigend, auf den oberen Grat. Einheimische Bergführer sichern diese Stelle für ihre Kunden mit einem Seil. Ich fand (31. Mai 2013) sehr griffigen Schnee vor. Zum Glück, denn ich hatte lediglich Teleskop-Stöcke im Einsatz. Bei Blankeis muss man hier mit Eispickeln steigen.


Bergsteiger im letzten Stück zum Gipfel


Oberhalb dieser Fels-Umgehung folgt man zunächst wieder dem Grat direkt in Richtung Gipfel, links die Steil-Felsen und Eiswände des Pomerape im Augenwinkel. Auf knapp 6.000 Metern geht der Grat in einen steilen Eisbuckel über und man hält sich nun rechts. Dort fand ich, in mäßig steilen Gelände, allerdings entweder harten "Büßerschnee" oder Tiefschnee vor. Ich hielt mich weit rechts, um aus dem Wind zu kommen, und hatte überwiegend mit Tiefschnee zu kämpfen.
Meine Linie führte mich direkt zu einem Eisbruch unterhalb des Krater-Randes, bzw. dessen was davon übrig war.

Der ehemalige Krater ist komplett mit Schnee gefüllt und bildet nun ein Gipfel-Platau. Ich hatte mich zu informieren vergessen, wo genau die höchste Stelle sich befinden solle. Also ging ich bis zu Mitte des Plataus und wählte einen Punkt am Krater-Rand, zu meiner Linken, mit Blick auf den Lago Chungará und hinunter zur Aufstiegs-Route, wo ich jetzt die beiden mir folgenden Bergsteiger sehen konnte. An dieser Stelle habe ich eine Höhe von  6.200 Metern gemessen. Im Nachhinein glaube ich aber, der höchste Punkt befindet sich genau auf der anderen Seite (südlich), mit Blick auf den Parinacota.
In diesem Moment reichte es mir aber, dort zu stehen, wo ich gerade stand. Es nervte nicht nur starker Wind, ich hatte auch leichte Erfrierungen an den Zehen und fühlte mich sehr schwach von der Höhe. Bis zu diesem Punkt hatte ich 8 Stunden gebraucht.


Gipfel-Platau mit Blick nach Norden

Im Abstieg bin ich das erste Stück etwas steiler hinunter als gekommen, folgte dann aber original der Aufstiegs-Route. Auf 6.000 Meter lernte ich noch die beiden anderen Bergsteiger kennen: Dietmar, einen in La Paz lebenden Deutschen und seinen bolivianischen Guida "Choko". Sie waren in der Nacht zum Berg gekommen und hatten, vor ihrem Aufstieg, Kathrin noch beim Aufrichten des Zeltes geholfen.

Dietmar hatte kaum noch Kraft zu sprechen. Kurz nach unserem Treffen in dünner Luft, entschied er sich zur Umkehr. Der Schnee war inzwischen viel zu weich und ihm fehlte die Karft für die letzten Höhenmeter. Dietmar nahm es sportlich.
Gemeinsam besuchten wir am Folgetag die Geisire im Nationalpark und badeten in den heißen Quellen. Da Dietmar bei früherer Gelegenheit bereits den Nevado Sajama bestiegen hatte, konnte er uns ein paar wertvolle Tipps für unser nächstes Ziel geben.


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