2013/07/16

Sajama

Bevor ich etwas über die Cordillera Occidental schreibe, möchte ich etwas Werbung für das Dorf Sajama machen. Es ist nämlich so, dass ein Großteil der Trecking-Agenturen, die Berge direkt anfährt und den Ort meidet. Manchmal wird lediglich ein Foto-Stop an der Kirche gemacht. Die Bewohner Sajamas bleiben so, von touristischen Einnahmen ausgeschlossen. Dabei hat sich der Ort auf Besucher eingestellt.


Ausgangspunkt für Individualisten: der Ort Sajama im Altiplano (4.300)

Sajama zählt zwar nur etwa 200 Einwohner, doch bietet nahezu jede Familie Fremdenzimmer an. Ziemlich sicher gibt es mehr "Habitaciónes", als Touristen. Es sind einfache Unterkünfte, ohne Heizung, manchmal mit lauwarmen Wasser, oft in der Tradition der Aymara eingerichtet.
Wir wohnten diesmal im "Hostal Sajama", dem ersten Haus am Platz, bei Ana und Eliseo Alvarez, die auch ein Allrad-Fahrzeug besitzen. Eine Nacht (2 Personen) kostet hier 120 Bolivianos (12 Euro). Dazu kommen 20 BOL für Frühstück und 40 BOL für Abendbrot. Für bolivianische Verhältnisse ist das nicht billig, doch muss man bedenken, dass alle Lebensmittel, inkl. Trinkwasser aus 250 Kilometern Entfernung geholt werden müssen.


Hostal Sajama mit Parinacota im Hintergrund


Ein gutes Frühstück bekommt man auch im kleinen Laden am Plaza an der Kirche, welcher neben Lebensmitteln, eine große Auswahl an Mützen aus Alpaka-Wolle anbietet.
Die Zucht der Alpakas, der Handel mit deren Wolle und die Verarbeitung der Wolle, scheinen die Haupt-Einnahmequelle der Bewohner Sajamas zu sein. Die Tiere trifft man überall im umliegenden Hochland, manchmal auch direkt im Dorf.


Alpakas im Dorf Sajama

Seltener begegnet man den scheuen, wild lebenden Vikunjas. Ihr Lebensraum liegt etwas höher und meist sehr abgeschieden. Um an ihre Wolle zu gelangen, werden die Vikunjas aufwendig in große Gatter getrieben und dort eingefangen.
Es ist die seltenste und teuerste Wolle der Welt. Ein Paar Socken aus Vikunja-Wolle können in Europa 700 Euro kosten, ein Pullover mehrere Tausend.
Wandert man zum Basislager des Nevado Sajama hat man gute Chancen Vikunjas in freier Wildbahn zu sehen.


edle Tiere: Vikunjas nahe des Sajama Basecamp

Gemessen an der Einwohnerzahl, leben in Sajama viele Kinder. Es gibt darum eine Schule, welche aus einem hellen Raum, mit großen Fenstern besteht. Vor zwei Jahren zeigte uns der damalige Lehrer ein zusätzliches Gebäude, mit einer Bibliothek und einem frisch eingerichteten Computer-Kabinett. Beides wurde von einer südamerikanischen Stiftung eingerichtet. Die Installation eines mobilen Internet-Zugangs war geplant.
Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Computer noch genutzt werden oder jemals genutzt wurden. Der Lehrer räumte damals ein, dass selten Lehrer länger als ein oder zwei Jahre nach Sajama gehen. Junge Kollegen, die einen Computer bedienen könnten, schon gar nicht. Der Ort sei zu abgelegen und die Bezahlung gering. Das Leben finde in La Paz statt.


Basketball-Training der Mädchen im Dorf


Vielleicht ist es gut, dass Sajamas Kinder ihre Freizeit ohne Computer verbringen. Es werden stattdessen Sport und Musik ernst genommen. Vom Nachmittag, bis zum Sonnenuntergang üben die Jungs auf ihren Blas-Instrumenten und die Mädchen spielen Basketball.
Ich durfte Basketball mitspielen. In einer Mannschaft mit den Trainern, drei gegen drei, Männer gegen Frauen. Wir haben verloren.







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