2017/09/07

Pico de Orizaba (Mexiko) 5.640m.

Der Pico de Orizaba, auch "Citlaltepetl" (Sternberg) genannt, ist ein freistehender Vulkan. Er liegt 25km nordwestlich der mexikanischen Stadt Orizaba und ist Mexikos höchste Erhebung. Von seinem Gipfel aus kann man bei gutem Wetter im Westen den Popocatepetl (5.442), den Iztacchiuatl (5.223) und La Malinche (4.460) erblicken und im Osten den 96km entfernten Golf von Mexiko. Die einzigen höheren Berggipfel in Nordamerika sind der Mt. McKinley (6.194) in Alaska und der Mt. Logan (5.959) in Kanada. Die beste Zeit für eine Besteigung liegt zwischen November und März.

Anreise von Mexiko City: Vom Terminal TAPO fahren in etwa 20-minütigen Abständen sehr komfortable Reisebusse zunächst nach Puebla. (ca. 2 Stunden / 96 Pesos = 6 Euro) und von Puebla stündlich weiter nach Tlachichuca  (ca. 2 Stunden / 40 Pesos) dem Ausgangspunkt für eine Besteigung des Pico de Orizaba. 


Pico de Orizaba, Blick von Tlachichuca


In Tlachichuca (2.630m) findet man problemlos ein Hotel oder Unterkunft bei einer der u.a. Trekkingagenturen. Diese sorgen auch für den Weitertransport zur Hütte Pietra Grande (4.200m) welche nur im Geländewagen erreichbar ist. (30km, Dauer ca. 2 Std.)
Kosten Servimont (2 Nächte inkl. Essen in Tlachichuca + An-, Abfahrt Pietra Grande): 160 USD p.P.)

Die Hütte Pietra Grande (4.200m) bietet für max. 30 Bergsteiger Platz, ist aber kaum belegt. Es kann auch im Umfeld gezeltet werden. Es gibt eine kleine Wasserstelle, etwa 200 Meter von der Hütte entfernt.



Pietra Grande auf 4.200 Metern


Eine gute Höhen-Akklimatisation ist auch am Pico de Orizaba sehr wichtig. Es gibt genug interessante Berge in Mexiko für vorangehende Akklimatisationstouren: z.B. den Malinche (4.461) und vor allem den Iztaccihuatl (5.423). 
Auch die konditionellen Anforderungen sind am Pico de Orizaba nicht gering: Von Pietra Grande sind 1.440 Höhenmeter zu bewältigen. Es empfiehlt sich den ersten Teil der Route (bis 5.000 Meter) am Gipfel-Vortag zu erkunden.

Aufbruch am Gipfeltag sollte zwischen 2 und 4 Uhr Nachts sein. Hinter der Hütte führt der Weg zunächst gut erkennbar ein Moränentälchen entlang. Es wird schnell steiler und man trifft auf loses Gestein und erreicht das Labyrinth der Jamaba Schlucht. Häufig muss man große Blöcke umgehen. In der Dunkelheit ist die Wegfindung nicht immer einfach. Rechts erhebt sich bald die Wand des Sarcofago, ein markanter Gipfel. Dort etwas links halten.
Etwa bei 4.700 Metern gibt es einen Zeltplatz, welcher sich auch als Ausgangspunkt eines verkürzten Aufstieges anbieten würde. (Achtung: Wasser muss dann mitgebracht werden, keine Wasserstelle!)


Untere Gletscherzunge (etwa 4.900)


Je nach Jahreszeit erreicht man die unteren Ausläufer des Gletscher zwischen 4.600 und 4.900 Metern noch innerhalb der Jamaba Schlucht. 
Der gleichnamige Gletscher erreicht an dieser Stelle bereits eine Steilheit von 40 Grad und man muss die Steigeisen anlegen. Im Dezember fanden wir diesen Abschnitt vereist vor. Ungeübte Kletterer müssen durch ein Seil gesichert werden.

Diese Gletscherzunge zieht sich, durch Felsen und große Steine unterbrochen, bis auf eine Höhe von 5.000 Metern hin, wo man einen weiten Sattel erreicht. Der windgeschürte Standplatz bietet sich für eine Pause an. Von Piedra Grande bis zum Sattel muss man mit 2 bis 4 Stunden Gehzeit planen. Für den weiteren Weg bis zum Gipfel mit 2 bis 3 Stunden.



Aufstieg im Gletscher (etwa 5.400)


Nach dem Erreichen des Sattels geht man etwa 300 Meter weiter nach rechts. Der Gletscher stellt sich hier als solider Eispanzer dar. Die Routenwahl spielt dann eigentlich keine Rolle mehr und es gibt auch keinerlei Markierungen. Im Grunde genommen geht man die letzten 600 Höhenmeter direkt Richtung Gipfel. 
Zu diesem Zeitpunkt sollte auch der Sonnenaufgang stattfinden. Bei gutem Wetter kann man in etwa sehen, wohin die Reise geht. Eine scheinbar endlose Landschaft aus Schnee und Eis. Der höchste Punkt liegt zunächst noch verdeckt.

Die große Eiskappe des Berges ist meist spaltenfrei und im unteren Teil noch mäßig steil. Weiter oben erreicht die Neigung 40 bis 45 Grad. Zur Sicherheit kann man hier die Teleskopstöcke gegen die Eispickel tauschen und für Notfälle Seil und Anseilgurt im Rucksack haben. Tatsächlich kann man jedoch meist auf das Anseilen verzichten.

Der Anstieg über die Gipfelflanke zieht sich scheinbar endlos. Aufgrund der relativen Steilheit, begehen die meisten Bergsteiger die Flanke in einer Zickzack-Route.
Je nach dem, wo man genau den Kraterrand erreicht, muss man noch etwas zum Hauptgipfel (Pico Major) aufsteigen. Im Rückblick breitet sich 3.000 Meter tiefer die braune Ebene aus.


Kraterrand


Es führt nun eine Spur am Kraterrand entlang zum höchsten Punkt, welcher durch eine zerfetzte Gitterkonstruktion (drei ehemalige Kreuze) gekennzeichnet ist. Der Ausblick ist an klaren Tagen wirklich grandios. Man kann vom freistehenden Koloss weit ins Land blicken.
Der kreisrunde, etwa 200 Meter tiefe Vulkankrater ist mit Schutt und Eis vollgestopft und von zerklüfteten Felsen begrenzt.

Achtung: Der Pico de Orizaba ist weit nach Osten gegen das karibische Meer vorgeschoben und wird darum häufig von heftigen Stürmen heimgesucht. Plötzliche Wetterumschwünge sind, an dem völlig freistehenden Berg, nicht selten.
Man sollte den Gipfel früh morgens erreichen. Gegen Mittag ziehen oft dichte Wolken auf und erschweren die Orientierung im Abstieg.
 


Gipfel und Krater

Agenturen (Unterkunft, Transport, Guides):


Koordinaten:


  • Einstieg unterer Gletscher: 19°02'642''N./97°16'162''W/4.850m.
  • Sattel: 19°02'408''N./97°16'196''W./5.067m.
  • Gipfel: 19°01'821''N./97°16'194''W./5.640m.

Literatur:

  • "Mexico's Volcanoes" (R.J.Secor)
  • Trekking-Reiseführer "Mexico" (Peter Rotter")


Meine Aufzeichnungen stammen aus Dezember 2009. Änderungen seither möglich.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen