2014/12/11

Los Illinizas

Die beiden Illiniza-Gipfel sind eigentlich die Reste eines einzigen Berges, eines großen Vulkanes. Obwohl der Höhenunterschied beider Gipfel kaum 150 Meter beträgt, erwarten den Bergsteiger komplett unterschiedliche Herausforderungen. (Fels und Eis) Unser Plan war es, beide Gipfel zu erklimmen.

Am Tag nach dem Ruminahui holte uns Henry mit seinem Toyota-Allrad vom Cotopaxi-Nationalpark ab. Von dort ist es nicht weit, über Chaupi, zum Illiniza-Nationalpark. In Chaupi kauften wir zuvor für eine Woche Lebensmittel, obwohl wir nur 3 Tage bleiben wollten...
Mit dem Allrad ist es möglich bis auf 3.960 Meter zu fahren. Von dort führt ein Pfad in Richtung Sattel zwischen den beiden Illinizas. Auf 4.740 Meter erreicht man das Refugio des Andinismusclubs "Nuevos Horizontes". Es bietet etwa 20 Schlafplätze. Der Hüttenwirt berechnet 15$ pro Person / Nacht. (darin ist Gas enthalten) Außer uns waren noch 3 Amerikaner und deren Guía da.


aufsteigende Gruppe zum Refugio / Cotopaxi im Hintergrund

Aufgrund der Nähe zu Quito, seiner mäßigen Höhe (5.116) und seiner einfachen Normal-Route ist die Illiniza-Norte eines der häufigsten Berg-Ziele in Ecuador. Viele kommerzielle Operator nutzen sie zur Akklimatisation ihrer Klienten, z.B. vor einer Cotopaxi-Besteigung.
Wie an allen vermeintlich einfachen Bergen, passieren an der Illiniza-Nord recht häufig Unfälle. Meist durch Steinschlag, gelegentlich auch Stürze. Am Tag unseres Aufstiegs zum Refugio, musste eine Bergsteigerin aufwendig aus großer Höhe geborgen werden. Sie konnte nicht mehr selbständig absteigen, nachdem ihr ein großer Stein ein Bein gebrochen hatte.


Blick vom Süd- zum (fast schneefreien) Nordgipfel. Dort verläuft die Normal-Route, von rechts kommend, direkt über den Grad bis zum Vor-Gipfel, dann auf der Rückseite des Berges.

Der logische Routen-Verlauf führt durch die Süd-Flanke zum Hauptgrad der Illiniza Norte und folgt diesem bis zum Vorgipfel "Pico Villavicencio". An dieser Stelle muss, etwas ausgesetzt, nach rechts in die NE-Flanke des Berges traversiert werden. Diese Passage trägt den schönen Namen "Desfiladero de la muerte". Dieser kleine Todes-Pass führt zum NW-Grad, an dessen linker Seite, steinschlaggefährdet, der Gipfel erklettert wird. Routen-Beschreibung auf hikr.org
Für die Besteigung des Nord-Gipfels braucht es nicht viel Zeit. Wir sind gemütlich in 2,5 Stunden zum Gipfel und waren nach 4 Stunden zurück in der Hütte.
Vom Gipfel hat man natürlich eine gute Sicht zum Nachbar-Gipfel.


Blick zur Illiniza Sur (5.263) / blau: Normal-Route, rot: W-Grat-Route (halb verdeckt)

Am nächsten Tag bin ich mit Henry morgens um 4:30 Uhr in Richtung Gipfel der Illiniza Sur aufgebrochen. So erreichten wir die erste Schlüsselstelle, mit dem ersten Licht. An dieser Stelle ist eine kurze, vereiste und senkrechte Fels-Rinne zu durchklettern. (schon im Fels Steigeisen verwenden, Eis) Unmittelbar danach beginnt der Gletscher.

Henry und ich hatten vereinbart, dass wir mit dem Erreichen des Gletschers eine Entscheidung treffen wollten, ob wir über die Normal-Route (links hoch) gehen oder zum steileren West-Grat traversieren wollen. Im West-Grat könnten wir schneller aufsteigen und hätten mehr Spaß. Der Schnee war an diesem Tag (November) ausgezeichnet fest und griffig. Wir entschieden West-Grat rauf und die Normal-Route runter...


Illiniza Sur: Henry in der morgendlichen Traverse zum West-Grad

In einer 45° steilen Flanke zu queren, besteht der Trick natürlich darin nicht nach unten zu sehen, sondern nur auf die nächsten paar Meter voraus. Wir wählten den Weg zum Schluss der Traverse leicht ansteigend, bis wir vor einem, einige Meter hohen, senkrechten Eisbruch standen. Das war das langsamste Stück des Tages, weil wir über eine Seillänge sichern mussten. (Eisklettern)
Oberhalb dieser technischen Passage kletterten wir synchron, d.h. nur miteinander angeseilt, ohne Sicherung am Berg. Dadurch waren wir sehr schnell unterwegs, mussten aber immer konzentriert bleiben. Die Route ist hier bis 70° steil. Um 7.30 Uhr erreichten wir den Gipfel, bei Sonne und bester Sicht.

Der Abstieg über die Normal-Route war stellenweise ebenfalls recht steil, enthielt aber keine technischen Passagen. Es gibt im mittlerem Stück ein Plateau mit Spalten, von denen mindestens eine überquert werden muss. Bei schlechten Schneeverhältnissen könnte es dort heikel sein. Wir fanden aber eine stabile Schneebrücke vor. Eine gute Beschreibung der Normal-Route gibt es ebenfalls auf hikr.org.


Gipfel Illiniza Sur (5.263) .. mit Abdrücken unserer Steigeisen :-)





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