2014/12/28

Nevado Cayambe (5.790)

Der dritthöchste Berg Ecuadors, dessen anmutig geschwungene Form weit über die grüne Landschaft nördlich von Quito ragt, ist der geheime Favoriten der einheimischen Andinisten. Zugleich steht er im Ruf, einer der gefährlichsten Berge des Landes zu sein. 

Den Cayambe hatten wir uns als letztes Ziel vorgenommen. Er passte perfekt zu unserer kurzen Reise im November. Die vorangegangenen Wochen hatte es in Ecuador viel geregnet und in den hohen Lagen natürlich geschneit. Normalerweise erschweren dort große Gletscherspalten den Aufstieg. Bei unserem Besuch kaum.



Cayambe mit dem Glaciar Hermosa (vom Refugio aus)

Der Gipfeltag am Cayambe beginnt entweder am (z.Z. nicht betriebenen) "Refugio Ruales Oleus Berge", (4.600) oder an einem kleinen Gletscher-See auf 4.760 Metern. (Zelt)
Henry hat uns mit viel Geschick den sehr schlechten Weg bis zum Refugio gefahren, so dass wir in der kommenden Nacht von dieser Stelle den Berg angehen konnten. Kommt man, aufgrund des schlechten Weges nicht bis zum Refugio, so sollte man bis 4.200 Meter fahren. An dieser Stelle kann man einen Zeltplatz und Wasser finden. Am Folgetag zu Fuß weiter, bis zum Refugio oder dem Gletscher-See, aufsteigen.


Refugio Ruales Oleus Berge (4.600) und der noch ferne Gipfel

Nach etwas Schlaf in der alten Hütte, welche neben dem neuen Refugio noch erhalten ist, starteten Henry und ich nachts um 1:15 Uhr zum Gipfel. Wir konnten vor uns die Lichter zweier Deutschen sehen, die eine halbe Stunde vor uns aufgebrochen waren.
Zunächst galt es links einen kleinen Felskopf zu übersteigen, und oben flach zum Gletscher zu gehen. Noch im Fels überholten wir meine Landsleute und stiegen dann voraus. Viel gesehen habe ich in der dunklen Nacht nicht, aber es gab eine gute Spur und im Licht der Stirnlampe konnte ich einige Gletscherspalten erahnen.
Die Spalten am Cayambe entstehen nur zu einem Teil durch Sonneneinstrahlung. Eine andere Ursache liegt darin begründet, dass es sich bei diesem Berg um einen aktiven Vulkan handelt. Die Wärme aus seinem Inneren tut ihr Übriges. Tatsächlich haben wir in der Nacht auch einen deutlichen Schwefelgeruch wahrgenommen.

Der Weg am Cayambe ist weit. Er zieht sich in langen Schleifen, teils flach, manchmal steiler, den Berg hinauf. Es wurde immer kälter. Etwa halb Fünf zeigte Henry, der Brillen-Träger ist, auf ein helles Lich voraus, welches er nicht deuten konnte. Theoretisch hätten es Bergsteiger sein können, welche von der anderen Seite gerade den Gipfel erreichten. In Wirklichkeit war es der Mond, der hinter dem höchsten Punkt hervor trat und uns nun klar unser Tages-Ziel erleuchtete. Es war sehr nah. Vielleicht noch 45 Minuten - wir waren eine Stunde zu zeitig an dieser Stelle und würden den Gipfel in dunkler Nacht erreichen. Wegen der Kälte wollten wir allerdings auch nicht warten.


nächtlicher Blick vom Haupt- (5.790) zum Ostgipfel (5.487)

Die letzte 200 Höhenmeter am Cayambe können heikel sein. Man trifft bei 5.600 m. auf eine große Randspalte. Wir erlebten sie aber glücklicherweise auf der rechten Seite gut mit Schnee abgedeckt und konnten sie gefahrlos überqueren. Andernfalls muss die Spalte weitläufig links oder rechts umgangen oder durchklettert werden.
Der sich anschließende Schlusshang ist etwas steil und es kann sich oberhalb 5.700 noch einmal eine Spalte öffnen. Der Hauptgipfel selbst ist ziemlich groß und flach. Als wir dort ankamen (5:20 Uhr), deute sich am Horizont der baldige Sonnenaufgang an, aber es war noch zu kalt. Wir beschlossen daher weiter, zum Ostgipfel gegenüber zu gehen.


El diablo sobre la montaña - Cayambe Ostgipfel (5.487)

Vom Haupt- zum Ostgipfel braucht man etwa 30 Minuten. Es geht durch eine Senke mit ein paar kleinen Spalten und dann wieder kurz und steil nach oben. Wir sahen dort nun endlich die Sonne aufgehen und es erreichten uns erste wärmende Strahlen. Auch Henry stand zum ersten Mal auf dem Ostgipfel. Wir blieben fast eine halbe Stunde.


Cayambe Hauptgipfel (5.790) Ostgipfel im Hintergrund

Zurück am Hauptgipfel genossen wir den perfekten Rundblick, bei voller Sonne. Danach machten wir uns alsbald an den Abstieg. Häufig steigen in Ecuador am späten Vormittag dicke Wolken die Berge hinauf und erschweren die Orientierung. Das ist am Cayambe gefährlich, wo es viele Gletscherspalten gibt. Zusätzlich macht die Sonne den Schnee weich und Spalten öffnen sich.
Die beiden Deutschen waren immer noch im Aufstieg. Wir trafen sie etwa an der Stelle, wo wir des Nachts den Mond gesehen hatten. Sie würden noch vor Mittag zurück am Refugio sein. Wir erreichten es um 8:30 Uhr. Insgesamt kann man also mit 6 bis 10 Stunden für die Tour rechnen. (je nach Bedingungen und Akklimatisation)

Bei guten Bedingungen ist der Cayambe ein leichter Berg. Seine Aufstiegsroute ist überaus ästhetisch, jedoch etwas länger als beispielsweise die Normalroute am Cotopaxi. Nach Perioden ohne Niederschlag können die Spalten zum Problem werden.


unterer Gletscher im Abstieg

Literatur:


  • Günther Schmudlach: "Ecudor", Panico Alpinverlag, ISBN-13 978-3-926807-82-3, www.panico.de
  • Peter Rotter: "Ecuador", Brigitte Rotter, Eigenverlag, ISBN: 3-922 296-24-0



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