2020/07/30

Ötztal: Similaun & Hintere Schwärze

Für ein paar Tage sind wir ins nahe Ötztal gereist um die Ostalpen zu erkunden. Vom 1900 Meter hoch gelegenen Vent, dem letzten Ort im Tal, gingen wir in 2,5 Stunden (mit Gepäck) zur geräumige Martin-Busch-Hütte auf 2.500 Metern auf. Die Hütte liegt genau am Fernwanderweg E5 Obersdorf - Meran und ist dadurch normalerweise immer überfüllt. Wegen der Corona-Pandemie war dieses Jahr aber vieles anders: man musste zwingend im voraus reservieren und dafür gab es dann ausreichend Platz und Lagerplätze.


Fernwanderweg E5, oberhalb von Vent


Die Martin-Busch-Hütte bieten einen schnellen Zustieg zum 3.606 Meter hohen Similaun, einem der höchsten Gipfel der Ötztaler Alpen. Es gibt zwei Normal-Varianten von dort: entweder über den E5 weiter bis zur Similaun-Hütte gehen oder über den Marzellkamm direkt zum Niederjochferner und dort gerade auf den Westgrat zu. 
Da wir den Marzellkamm auch für die Besteigung der "Hinteren Schwärze" zu begehen hatten, wählten wir für den Similaun den unkomplizierten, aber etwas längeren E5 über die Similaun-Hütte. Dort angekommen ist die Route durch die vielen Bergsteiger (die häufig auch von der italienischen Seite kommen) kaum zu verfehlen. Zunächst geht es links über Blockwerk auf den Gletscher zu, bis zur Anseilstelle und dann in einer schönen Spur mäßig steil in Richtung Westgrat, wo sich beide Routen vereinigen.


Aufstieg Similaun / Niederjochferner


Mit den Schneebedingungen im Gletscher waren wir sehr zufrieden. (Touren-Datum: 08. Juli) Es gab noch keine offenen Spalten und der Schnee war auch im Abstieg noch einigermaßen fest. Sicher wird sich das in den nächsten Wochen ändern. 
Der Gipfelgrat beginnt auf ca. 3.450 Metern und präsentierte sich uns im letzten Stück bereits schneefrei. An manchen Stellen ist der Grat leicht ausgesetzt aber niemals schwierig zu gehen. Wie auf den meisten österreichischen und deutschen Bergen befindet sich ein riesiges Kreuz auf dem Gipfel. 


Blick vom Gipfel über den Westgrat


Für den Abstieg mussten wir uns wieder entscheiden: kurzen Weg über den zerklüfteten Marzellkamm oder Komfort-Abgang mit Bier auf der Similaun-Hütte. Die zweite Variante setzte sich durch.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zur Hinteren Schwärze, die mit 3.624 Metern noch ein paar Meter höher als der Similaun ist. Dafür wird sie seltener bestiegen. Im Winter als Ski-tour vielleicht etwas öfter. An unserem Tag (09. Juli), waren es genau zwei Zweier-Seilschaften am Berg, inkl. uns selbst.

Von der Martin-Busch-Hütte geht man zunächst auf einem markierten Steig die Ostflanke des Marzelkamms hinauf und folgt dessen Grat bis 2.820 Meter. Dort zweigt nach links ein Weglein ab, welcher steil die Südostflanke abwärts führt, bis man die Gletschermoräne erreicht. (ca. 2.650 Meter) Dort folgten wir dem steinigen Moränen-Rücken bis zur Anseilstelle, von welcher eine klare Spur den Weg wies. Diese Spur führte unterhalb einer großen Bruchzone den Gletscher entlang und dann über eine erste Rampe auf das ober Plateau des Gletschers hinauf. In diesem Bereich mussten wir eine ganze Reihe von Spalten überqueren. Weiter oben wurde das Gelände sicherer, dafür folgten noch mehrere Steilstücke, die wir meist in Zick-Zack begangen. Der Gipfel war die meiste Zeit im Blick.


Hintere Schwärze Normalroute (Mitte) Nordwand (links)


Die letzte Rampe führt zum Westgrat der Hinteren Schwärze. Dem Grat folgten wir zunächst noch auf der rechten Seite, etwas steil, und wechselt dann auf die linke Grat-Seite. Man befindet sich dann am oberen Ende der Nordwand. Das erste Stück ist noch etwas steil, danach flacht der Grat ab. Bei unserem Aufstieg hatte er sogar eine schöne Schnee-Wechte. Der eigentliche Gipfel, ein für die Ost-Alpen typischer Geröllhaufen, war aber schneefrei. (Block-Kletterei, 1 Grat) 


Gipfel-Grat Hintere Schwärze


Beim Abstieg sind wir im unteren Teil etwas anders gegangen. Statt durch den Eisbruch und dann unterhalb dessen zur Anseil-Stelle suchten wir uns einen Weg oberhalb der Bruchzone, in der Nähe der Marzelspitzen. Es gab dort tatsächlich kaum Spalten, wir mussten allerdings Abstand von den Felsen halten, weil gegen Mittag ziemlich große Steine runter polterten. Wir kamen ohne Probleme zur Moräne durch und konnten in den Schnee-Rinnen bis auf 2.650 Meter hinab die Steigeisen anbehalten. 

Ansonsten gibt es neben der Normal-Route auch die Möglichkeit über die Nordwand (55°/ 260 HM) aufzusteigen. Es könnte in den meisten Jahren bis Anfang Juli halbwegs in Firn möglich sein. Jedenfalls sah es an unserem Gipfeltag nach noch guten Bedingungen aus. Später im Jahr dürfte sich die Route zu einer anspruchsvollen Eis-Tour wandeln.


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