2020/10/25

Wintereinbruch am Piz Palü

Ein Freund von mir hatte den guten Einfall, in diesem Jahr noch eine späte Besteigung des Piz Palü (Schweiz) zu machen. Einen Klassiker sozusagen, Anfang Oktober, nicht mehr Trekking und noch nicht Ski-Saison. Wir konnten uns auf den 6./7. Oktober einigen, etwas fremdgesteuert durch Beruf, Familie und andere Zwänge. Sonst hätten wir sicher ein anderes Datum gewählt. Nicht gerade diese Tage nachdem der erste Schnee, immerhin zwischen 1 und 2 Meter, niedergegangen war. 


Normal-Route Piz Palü (Gipfel rechts)

Ich gehe ganz gerne außerhalb der Saison in die Berge. In den Alpen und in diesem Jahr war das gewiss kein Nachteil. Auch am Piz Palü nicht.
Um es vorweg zu nehmen: den Gipfel haben wir nicht erreicht. Einen wunderschönen Tag im spurlosen Tiefschnee konnten wir allerdings verbringen. Fast allein an einem Berg, an dessen Flanken sich im Sommer, wie im Winter, Dutzende Seilschaften auf den Füssen stehen.


Zweier-Seilschaft am Gletscherbruch

Der Palü ist ein Traumberg, mit seinen drei Gipfeln, den scharfen Graten und wilden Gletscherbrüchen. Leider ziemlich gut erschlossen, durch das angrenzende Ski-Resort Diavolezza / Lagalb.

Ausgangspunkt der Besteigung ist das Berghaus Diavolezza auf 2.972 Metern Höhe. Dorthin gelangt man am einfachsten mit der Gondelbahn oder über einen Wanderweg unterhalb dieser Bahn, welcher zu unserem Termin bereits tief eingeschneit war. Wir hatten 2 Nächte im Berghaus gebucht. Außer uns waren lediglich noch ein Bergführer und dessen Klient dort. 
Für Bergsteiger ist ein sehr frühes Frühstück um 4 Uhr im Angebot, so dass wir bummeln konnten, um 6 Uhr aufzubrechen. Die andere Seilschaft wartete leider noch etwas länger, so dass wir zunächst zu spuren hatten.


unsere Tour (rot) am 07.10.2020

Im Aufstieg sind wir fast genau der Normal-Route gegangen. Das Vorankommen im Tiefschnee war nicht besonders schnell, obwohl wir am Anfang noch Schneeschuhen benutzten. Am Osthang des Piz Trovat war das Gelände dann aber zu steil und wir mussten auf Steigeisen wechseln. An einer Stelle war auch eine Sicherung notwendig. Im Sommer ist es dort Gehgelände auf Geröll.

Traverse am Piz Trovat

Nachdem man den Piz Trovat umrundet hat, führt die Route über den Sattel zwischen Trovat und Piz Cambrena zum Gletscher hinab. Normalerweise etwas näher am Cambrena, als wir gegangen sind. Wegen Lawinengefahr (Warnstufe 3) war es aber an diesem Tag besser, so wie wir uns hielten. 
Im Sattel überholte uns auch die 2er-Seilschaft mit dem Bergführer und wir brauchten dann nicht mehr die Spur zu machen. Der weitere Weg führte den Gletscher aufwärts in den recht gewaltigen Gletscherbruch. Gut zu wissen, dass jetzt jemand für die Spur verantwortlich war, der sich ein bisschen auskannte. Bei teilweiser schlechten Sicht und abgedeckten Spalten. 



Wegen der Langsamkeit sind wir, wie die andere Seilschaft auch, gegen Mittag am oberen Ende des Gletscherbruches umgekehrt. Es zog auch zu und eine gute Sicht weiter oben konnte man nicht erwarten. 
Für den Rückweg stiegen wir, zunächst links unterhalb des Palü-Massiv haltend, weiter in den Gletscher ab und gingen von dort Richtung Berghaus Diavolezza. Dabei folgten wir einen aus dem Schnee ragenden Moränenrücken, in dem ansonsten sehr spalten-reichen Gletscher. Das Schlussstück zum Berghaus ist über 200 Höhenmeter recht steil, hatte aber eine gute Spur.  


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