Die Route beginnt an der Straße oberhalb von Lo Valdes, etwa 100 Meter hinter der kleinen Brücke, linkerhand. Unterhalb eines großen Felsen sieht man dort Ziegenpferche und die Hütte der Ziegenhirten. Von dieser Stelle etwa 200 Meter den Fahrweg weiter, führt rechts ein Pfad den Berg hinauf.
Der Vulkan San José wird üblicherweise über drei Lager bestiegen, wobei es am Anfang, mit dem Refugio Plantat (3.163) eine feste Schutzhütte gibt. Danach eröffnen sich, je nach Jahreszeit, unterschiedliche Varianten. Während man zum Saison-Beginn eher die direkte Route wählt, welche steiler aber kürzer ist, folgten wir im März der längeren Nordwest-Route.
Mario im Aufstieg zu Camp 1 |
Diese Route führt in Richtung des Nordgipfels (5.740) und wendet sich erst am Gipfeltag nach Süden zum Hauptgipfel.
Der Pfad ist am Anfang gut sichtbar, verliert sich aber kurz vor Camp1 und oberhalb dessen im Blockgestein und Schnee. Dann weisen gelegentliche Steinhäufchen den richtigen Weg.
Unsere Lagerplätze errichteten wir auf 4.182 (Camp1: S.33°46'783'' W.069°56'452'') und 4.668 Meter (Camp2: S.33°46'419'' W.069°55'845'') Wenn der Wind es zulässt, kann man das zweite Camp auch auf 5.100, an den Gletscher legen.
In der Nähe von Camp1 fließt ein kleines Bächlein, welches uns (im März) nicht mehr wirklich Wasser liefern konnte. Jedoch gab es ausreichend Schnee.
Um die Wegfindung musste ich mir diesmal keine Gedanken machen, da Mario als Guía an unserer Seite war. Mein chilenischer Freund Hans hatte uns zusammen gebracht. Mario zählt zu den besten chilenischen Bergsteiger und kennt die Anden ausgezeichnet.
Mario begegnete ich vor 2 Jahren schon mal am Ojos del Salado. Damals arbeitete er am höchsten Berg Chiles. Seine Aufgabe bestand darin, die Highcamps in Schuss zu halten und von den Bergsteigern den Permit-Betrag zu kassieren. Gelegentlich musste er auch zu einer Rettung ausrücken. Inzwischen braucht man am "Ojos" kein Permit mehr bezahlen. Service gibt es ebenfalls nicht mehr.
Unser Camp 2 auf knapp 4.700 Metern |
Wie erwartet, hatten wir am San José Pech mit dem Wetter. Mit dem Erreichen des ersten Highcamps zog der Himmel zu und riss nur noch im Sturm auf. Wir warteten einen Tag, stiegen dann ins zweite Highcamp und versuchten am 16. März unser Glück.
Beim Aufbruch um 4 Uhr sah der Himmel vielversprechend aus. Es war klar und die Zelte schüttelte es weniger, als die Tage zuvor. Das entfernte Brausen am Gipfel, verdrängten wir fürs Erste.
Ich fühlte mich an diesem Tag gut und war optimistisch, dass wir bald auf dem Gipfel stehen würden. Wir gingen zu dritt. Vom Standort unserer Zelte mussten wir zunächst, teils im Schnee, teils im Geröll, ziemlich steil zum Grat aufsteigen. Auf 5.100 Metern flacht das Gelände etwas ab, bzw. man geht im Zickzack so, dass es nicht schwer fällt. Die Steigeisen legten wir erst spät, in der Querung zum Hauptgipfel an. Bald allerdings auch die Sturmhauben.
Im riesigen Gipfelbereich gibt es am San José kein Windschutz. Man kann ihn sich vorstellen, wie ein paar Fußballfelder, mit ein paar Erhöhungen obenauf. Wir konnten davon nichts sehen. Der Wind wirbelte Schnee und Sand zu einem weißen Einerlei, was sich anfühlte wie in einem Sandstrahl-Gebläse. Sichtweite vielleicht 50 bis 80 Meter, Windgeschwindigkeit etwa 100 bis 120 km/h.
Als Mario Umkehr-Zeichen machte, war ich trotzdem noch nicht auf diese Idee gekommen. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt nicht ganz auf 5.600 Meter. Zum Gipfel fehlte noch eine Stunde. Die Entscheidung fiel dennoch nicht überstürzt. Wir setzten uns 5 Minuten lang hinter einen großen Stein und warteten darauf, dass der Himmel vielleicht noch aufreist. Als das nicht eintrat, gingen wir nach unten. Wir hätten auf dem Gipfel genau so wenig gesehen, wie an dieser Stelle.
Trotzdem hatten wir am San José viel mehr Spaß als wir uns geärgert hätten. Irgendwie beruhigt es ja auch, dass man nicht jeden Berg zu jeder Zeit, so einfach hinauf laufen kann. Unsere Gedanken gingen natürlich voraus zum südlichsten 6.000er der Welt, dem Cerro Marmolejo.
Gipfeltag - im Abstieg bei 5.100 Metern |
Also: der Vulkan San José ist ein technisch einfacher aber hoher 5.000er. Beste Zeit: November bis März. Seine Routen haben einen logischen Verlauf, sind aber wetter-abhängig nicht immer leicht zu finden und physisch fordernd. Aufgrund des Höhenunterschiedes von 3.500 Metern (von der Basis zum Gipfel) sollte der Berg nicht unterschätzt werden.
Für erfahrene Bergsteiger ist eine Besteigung problemlos individuell durchführbar. Mit gutem Gefühl kann ich aber Hans als Partner für Organisation und Logistik empfehlen. Informationen gibt es hier: Spondylus-Chile.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen