2014/09/30

Warschau Marathon

Ich bin nun in Warschau einen Marathon gelaufen. (42,195 Kilometer) Dort war es problemlos möglich, sogar mit relativ kurzfristiger Anmeldung, ohne Losverfahren wie beim Berlin-Marathon. Ein wunderbarer Marathon in einer großen Stadt.

Warschau kannte ich schon von früheren Besuchen. Obwohl sich die polnische Hauptstadt ständig und schnell verändert, zum Beispiel wurde wegen der Fußball-EM 2012 das Stadion neu gebaut, hat die Stadt ihren eigenen Ausdruck immer behalten.
Warschau liegt am nahezu natürlichen Strom-Laufes der Weichsel. Es gibt eine dominante Architektur des sozialistischen Realismus, aus den 50er Jahren. z.B. mit dem Kultur-Palast als Wahrzeichen, welche man so ähnlich auch in Bukarest, Sofia und Ost-Berlin finden kann.
Nach 1989 errichteten westliche Architekten weitere Wolkenkratzer und verwenden statt Beton nun Glas und Marmor. Dieser Bauboom hält noch an. So ist Warschau heute auch optisch, was es geographisch ist: eine Metropole auf halben Weg zwischen West- nach Ost-Europa. Vielleicht schon der Mittelpunkt des neuen Europas...






In diesem Jahr beging Warschau zum 70. Mal das Gedenken an die Opfer des Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besetzer im 2. Weltkrieg. (1. August 1944 bis 2. Oktober 1944) Diese Erhebung, an der sich die gesamte Stadt-Bevölkerung beteiligte, ist Teil des kollektiven Bewusstsein aller Polen und wurde Metapher für das Unabhängigkeits-Streben des polnischen Volkes, welches die meiste Zeit seiner Geschichte fremd-beherrscht war.
Der Warschauer Aufstand wurde durch Einheiten der deutschen Waffen-SS niedergeschlagen. Während die, bereits bis zur Weichsel vorgerückte, Sowjet-Armee keine Hilfe leistete, kamen 200.000 polnische Soldaten und Zivilisten ums Leben. Im Rückzug zerstörte die deutsche Wehrmacht die Stadt nahezu vollständig.





Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes wurde Polen ab 1989 endlich wirklich unabhängig und überwand die lange kulturelle und wirtschaftliche Lähmung. Heute ist Polen ein Musterland der europäischen Union mit einem weit überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum (selbst während der Welt-Wirtschaftskriese legte die polnische Volkswirtschaft als einzige Europas noch zu) und einem wachsenden Wohlstand.
Viele Polen, die früher Arbeit im Ausland suchen mussten, kehren zurück und es gibt bereits eine Zuwanderung. Auch im Sport: der Warschau-Marathon-Sieger von 2013 und diesjährige EM-Zweite Yared Sheguma, wurde in Äthiopien geboren und lebt nun in Warschau.

Wegen des geringen zeitlichen Abstand zwischen der EM und dem Warschau Marathon, konnte Yared seinen letztjährigen Sieg nicht verteidigen. So war der Weg frei für den Kenianer Victor Kipchirchir, der das Rennen in 2:09:59 für sich entscheiden konnte. Der Frauen-Sieg ging an die Ukrainerin Svitlana Stanko (2:33:04)
Die Strecke ist zuweilen etwas schwierig. Es gibt kurze Passagen mit Kopfsteinpflaster und ein paar Steigungen. (siehe Video unten) Mit einer guten Vorbereitung kann man aber sicher auch in Warschau eine Bestleistung erzielen.






Ich war in diesem Jahr nicht optimal vorbereitet. Meine Zeit von 2:54:59 Std. spiegelt etwa wieder, was ich im Moment laufen kann. Zudem habe ich mich am Anfang zu einem, zu schnellen Tempo verleiten lassen, was sich auf der zweiten Strecken-Hälfte rächte. Ich will nicht weiter beschreiben, wie sich das anfühlt. Jeder Marathon-Läufer, der schon mal in der zweiten Hälfte 10 Minuten verloren hat, wird die Schmerzen kennen. Aber eigentlich tut Marathon immer weh. Und ich bin froh, dass ich es nach 6 Jahren Pause wieder erleben durfte... ;-)






1 Kommentar:

  1. Hallo Heiko! Schöner Bericht von unserem Wochenende in Warschau. Man merkt, du hast nicht nur Liebe zum Sport, sondern auch Liebe zum Detail! Danke für diesen Artikel, sehr gelungen! :) liebe Grüße aus Österreich, alex

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